Enttäuschend

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throughmistymarches Avatar

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Als ihr Vater ankündigt, zu heiraten, realisiert Chelsea, Ende 20, dass sie seit dem Tod der Mutter mehr existiert als lebt & sich nur der Arbeit widmet. Um sich selbst & ihr Lachen wieder zu finden, möchte sie an die Orte ihrer Europareise, an denen sie sich besonders glücklich fühlte. Chelseas Chef unterstützt ihr Vorhaben, gibt ihr unbezahlten Urlaub & schon sitzt sie im Flieger. Die Idee, bei einer Reise zu sich selbst zu finden, ist keine neue, aber zieht mich immer sehr an. Mir gefällt die Idee, wie Menschen, weit weg von zu Hause, in einer anderen Kultur, Dinge über sich erfahren, die sie im gewohnten Umfeld nicht (mehr) wahrnehmen. Ich erwarte bei einem Liebesroman keine tiefenpsychologische Charakterstudie; dass Chelsea sich auf der Reise verlieben wird – eh klar. Aber was die Autorin aus dem Stoff macht ist einerseits eine alberne Aneinanderreihung schlecht eingesetzter Klischees; andererseits ist der Umgang mit Trauer echt übel. Auch ein seichter Roman kann Tiefgang haben & ernsten Themen gerecht werden. Chelsea allerdings fühlt sich “geheilt” von ihrer Trauer, nachdem sie mit einem Kerl geschlafen hat; der letzte Absatz vor dem Epilog suggeriert, dass ihre Selbstfindung gleichgesetzt ist mit dem Finden der großen Liebe. Ohnehin reist Chelsea nicht an Orte, die ihr etwas bedeuteten, sondern sucht die Kerle, mit denen sie vor 7 Jahren was hatte (davon ausgehend, dass die nach 7 Jahren auf sie warten). Dabei plumpst sie in Matsch, fällt vom Stuhl, kippt Wein über sich...Merke: was bei Bridget Jones funktioniert, muss nicht ständig reproduziert werden. Besonders schlimm fand ich den “Traummann”. Eingeführt als ihr Arbeits-Nemesis übernimmt Jason ihre Projekte, ruft sie dauernd an (cringy Telefonate), reist ihr nach, stalkt sie vor Ort, während sie die Dudes ihrer Vergangenheit stalkt. Ein No-Go jagt das Nächste (Jason filmte sie einst heimlich bei ihrer Mammographie!!). Sehr schade, dass die tolle Idee so umgesetzt wurde.