Irgendwie ist es dann doch zu viel Kitsch

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
justm. Avatar

Von

Chelsea ist Ende 20 und erfolgreich in ihrem Job. Als ihr Vater ihr unerwartet verkündet wieder heiraten zu wollen, zieht ihr das den Boden unter den Füßen weg. Ihr wird klar, daß, seit dem Tod ihrer Mutter, ihr eigenes Leben lediglich aus Arbeit besteht.
Also entscheidet sie sich für eine Reise in ihre Vergangenheit und für eine Rückkehr in die Länder und zu den Männern, in und bei denen sie das letzte Mal, so was wie Glück verspürt hat.

Während ich die Idee des Buches, von einer Reise zu sich selbst, eigentlich ganz gut fand, hat mir schlußendlich sauer aufgestoßen, daß die Autorin das Glück ihrer Protagonistin, für mein Empfinden, zu sehr an das (Wieder-)Finden von Liebe gekoppelt hat. Als könnte eine Frau nur mit einem Mann an ihrer Seite ihr Glück, und sich selbst, finden. Ich finde diesen Punkt sollten wir in der heutigen Zeit überwunden haben.
Dabei habe ich nichts gegen Liebesgeschichten. Ganz im Gegenteil: Ich liebe sie. Aber hier ist die offenbare Gleichsetzung von Lebensglück mit Liebesglück einfach überholt und wirkt aus der Zeit gefallen.

Dazu kommt, daß, obwohl das Buch weitestgehend locker und leicht verständlich geschrieben ist, vermutlich Übersetzungsfehler oder - unstimmigkeiten stellenweise zu merkwürdigen Wortgebilden und Satzkonstrukten führen, die ein wenig stolprig daherkommen und damit den Lesefluß an mehr als einer Stelle unterbrechen.

Nichtsdestotrotz wird dieses Buch seine Leser*innen finden. Denn im Grunde ist es ja immer dieselbe Geschichte. Und ganz ehrlich: Ich mag diese Art von Büchern. Man weiß relativ schnell, wer mit wem am Ende in den Sonnenuntergang reiten wird, aber die Art und Weise, wie es dazu kommt, ist das, was (Lese-)Freude macht.

Das war hier im Großen und Ganzen, trotz Vorhersehbarkeiten im Plot und wiederkehrenden Augenrollens über Chelseas Verhalten, nicht anders.
ABER gerade am Ende, war es dann doch eindeutig zu viel des Guten. Hätte der Epilog 10 Sätze früher geendet, wäre ich geneigt gewesen, das Buch einen ganzen Stern besser zu bewerten.
Gerade auch, weil es, zum Ende hin (S. 390), eine schöne und denkanstoßende Stelle über den Umgang mit Trauer gibt, aber so habe ich eher, nach so viel süßer Klebrigkeit und Kitsch, das Bedürfnis mir die Zähne putzen zu wollen.