Jack the Ripper im Mittelalter

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cellissima Avatar

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"Isengrim" ist der dritte Roman aus der Feder von Christoph Görg, gleichzeitig sein erster historischer Kriminalroman. Auch in dessen Mittelpunkt steht Niki Wolff, der knapp zwei Jahre zuvor durch einen Sturz von der Mauer der Burgruine Dürnstein im späten 12. Jahrhundert gelandet ist. Die ersten beiden Bände, "Troubadour" und "Reliquiae", erzählen unter anderem diese Vorgeschichte, doch lässt sich "Isengrim" auch problemlos ohne Kenntnis der ersten beiden Bände und somit unabhängig von ihnen lesen, verstehen und genießen.

Im November 1194 werden in Krems mehrere Bademägde ermordet und übel zugerichtet. -So übel, dass die Menschen glauben, dass Isengrim zurück sein muss - Isengrim der Werwolf, weil alle sagten, dass kein menschliches Wesen so etwas tun könne ... Isengrim tötete knapp zwei Jahrzehnte zuvor mehrere Mädchen und Frauen auf diese Weise. Doch Niki weiß, dass es Werwölfe nicht gibt und sehr wohl ein Mensch diese Taten verübt haben muss, und so besorgt er sich zusammen mit seinem Schwager eine Vollmacht, um selbst ermitteln und den Mörder überführen zu können. Das Unterfangen erweist sich als noch schwieriger und gefährlicher als gedacht, da Niki plötzlich selbst zum Verdächtigen wird und auch seine große Liebe Engeltrud auf der Liste des Mörders steht. -Wie gut, dass er aus dem Jahr 2017 im Mittelalter gelandet ist, viel Arthur Conan Doyle und Agatha Christie gelesen, dadurch viel von Sherlock Holmes und Hercule Poirot gelernt hat und dem Wissen und den Methoden des Mittelalters weit überlegen ist!

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"Isengrim" war mein erster Roman aus der Feder von Christoph Görg, aber ganz sicher nicht mein letzter! "Troubadour" und "Reliquiae" werden schnellstmöglich gelesen, denn "Isengrim" hat mich absolut begeistert und überzeugt.

Die Geschichte ist toll geschrieben, lässt sich absolut flüssig lesen, ist bildhaft, überaus atmosphärisch und authentisch, sodass der Leser sich sofort ins Mittelalter versetzt fühlt.

Obwohl sich zu Beginn noch ruhigere mit temporeicheren Kapiteln abwechseln und sich die Ereignisse erst im weiteren Verlauf überschlagen, empfand ich das Werk als von Anfang an absolut fesselnd und spannend und konnte und wollte das Buch nicht mehr aus der Hand legen, sondern habe es in einem Rutsch verschlungen.

Zwar sind einige Szenen vielleicht nichts für allzu zartbesaitete Leser, doch machen auch sie dieses Werk so authentisch.

"Isengrim" überzeugt durch viele Verdächtige und Motive, sodass der Leser fleißig mitermitteln kann, komplexe Figuren, überraschende Wendungen, viel Atmosphäre, Spannung und Gefahr sowie durch das Zeitreiseelement auch viel Humor, was mir sehr gut gefallen hat.

Die Auflösung ist schließlich so unvorhersehbar wie logisch und überzeugend und erfolgt in bester Agatha Christie-Manier.

Niki und Bertram sind ein ebenso ungewöhnliches wie geniales Ermittlerduo; ich möchte unbedingt mehr von den beiden lesen!

Insgesamt ist "Isengrim", abgesehen von absoluten Klassikern wie Arthur Conan Doyle, Agatha Christie und anderen vergleichbaren klassischen Krimi-Autoren dieser Zeit sowie aktuellen Autoren wie Anthony Horowitz, Sophie Hannah oder Colleen Cambridge, die strikt in dieser Tradition schreiben, sicher der beste historische Kriminalroman, den ich seit langer Zeit gelesen habe.