Leider enttäuschend

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throughmistymarches Avatar

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„Je tiefer das Wasser“ hat durchschnittlich positive Kritiken bekommen, aber leider konnte ich mich überhaupt nicht dafür begeistern. Das Leseerlebnis würde ich am ehesten vergleichen mit Donna Tartt: die Autorin Katya Apekina beherrscht ihr Handwerk tadellos, der Schreibstil ist angenehm und flüssig zu lesen… aber bei mir kam nichts an. Die Thematik verspricht viel Emotion, doch die transportierte der Text meiner Meinung nach leider überhaupt nicht. Hinzu kommt ein Ensemble aus beinahe unerträglich unsympathischen und grotesken Charakteren. Zwei Mädchen, Edith (16) und Mae (14), werden nach einem Selbstmordversuch der Mutter von einem Provinznest der Südstaaten vom Vater, mit dem sie seit frühster Kindheit keinen Kontakt mehr haben, mit nach New York genommen. Der Vater ist ein renommierter Schriftsteller; die Mae will von ihm gemocht werden, zumal sie die Mutter zu verachten scheint; die Edith hingegen verachtet den Vater und sorgt sich um die Mutter, die aber tatsächlich nur Interesse an Mae zu haben scheint. Soweit die Ausgangslage. Statt einer realistischen Auseinandersetzung mit den im Klappentext vorgestellten Themen, beginnt nun eine wirre Odyssee, bei der es mir so vorkam, als würde das extreme, obsessive Verhalten von Figur zu Figur überboten werden. Negative Highlights waren für mich dabei vor allem die Studentin, die über die Arbeit des Vaters promoviert und die Beziehung des Vaters, Dennis, zur jüngeren Tochter. Dennis lernte die Mutter der Mädchen kennen und verliebte sich in sie, als diese gerade mal 10 Jahre alt war – er hingegen war schon 25. Der nun von einer Schreibblockade geplagte Dennis stellt zusammen mit Mae, die das Ebenbild der Mutter ist, Szenen nach, in denen ihn einst die Mutter zu seinen großen literarischen Werken inspirierte – das Resultat ist eine Reihe peinlicher, vorhersehbarer Momente. All das ist sehr stark sexuell aufgeladen und wirklich unangenehm zu lesen. Hinzu kommt noch ein fehl am Platz wirkender Subplot, der in Rückblicken versucht, Dennis als weißen Held des Civil Rights Movements der späten 1960er Jahre zu stilisieren, letztendlich aber eigentlich nur dazu dient, ihn in die Südstaaten und zu seiner zukünftigen Frau zu führen. - Von mir keine Leseempfehlung, trotz des genialen Titels im Original.