Wenn die Vergangenheit Einen nicht loslässt

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ellen87 Avatar

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Abbie Greaves erzählt in 48 Kapiteln die Geschichte von Mary, Jim und Alice. Ihr Schreibstil ist sehr flüssig und angenehm zu lesen. Die Kapitel haben eine angenehme Länge und können auch mal zwischendurch gelesen werden. Das Cover passt sehr gut zur Geschichte und ist sehr schön gestaltet.

Die Hauptprotagonisten sind Mary und Alice.
Mary steht seit 7 Jahren jeden Tag am Bahnhof von Ealing Broadway und hält ein Schild in den Händen. Sie arbeitet in einem „Supermarkt“ und als Freiwillige in „NightLine“ – einer Krisenhotline. Vor 7 Jahren ist Jim verschwunden, als sie beim 60. Geburtstag ihrer Mam war. Ohne einen Zettel oder einer Spur war er verschwunden. Als der Vater vom Jim ihr die Nachricht hinterlassen hat, dass sie sich bei der Polizei bestätigen lassen kann, dass er nicht gefunden werden will, bleibt sie lieber in der Unwissenheit und steht am Bahnhof mit dem Schild.
Alice ist Journalistin und hat das Verschwinden ihres Vaters in ihrer Kindheit noch nicht verarbeitet. Als sie Mary am Bahnhof sieht und mit ihr ins Gespräch kommt, nimmt sie sich fest vor Jim zu finden. Auch weil sie einen Artikel braucht, um ihren Job zu behalten. Das sie aber eigentlich ihrem eigenen Schmerz nach jagt merkt sie erst bei der Suche. Sie mogelt sich bei „NightLine“ ein und macht sich mit Kid auf die Suche nach Jim.

Im Buch wird die Geschichte vom Kennenlernen von Mary und Jim, bis hin zu seinem plötzlichen Verschwinden näher beleuchtet. Schnell merkt man, dass die Beziehung nicht auf so stabilen Beinen stand, wie sich Mary immer eingeredet hat. Mit dem Schuldgefühl, ihn aus ihrem Leben gejagt zu haben, kommt sie nicht zurecht und als auf einmal ein Anruf bei „NightLine“ eingeht, der sie vermuten lässt, dass es Jim ist, gerät ihr Leben aus den Fugen.
Als Alice davon erfährt, will sie unbedingt Jim finden und so einen Abschluss oder ein Wiedersehen herbeibringen. Zusammen mit Jim verfasst sie einen Post in einer „Vermissten-Portal“ und gehen dann den Hinweisen nach. Als sie schon fast keine Hoffnung hat, bekommt sie einen Anruf, der sie doch noch zu ihm führt. Alice hat keinem die Wahrheit darüber gesagt, dass sie eigentlich Journalistin ist und das liegt ihr schwer im Magen, denn sie möchte daraus ja eine Story machen, die ihr den Job rettet.

Zwei Fraun die auf ganz unterschiedliche Weise einen geliebten Menschen vermissen und nicht wissen, wo sie zu finden sind. Ein von beiden hat ihr Leben quasi in den Stand-by Modus versetzt und die andere Verdrängt die Verletzung, die daraus entstanden ist. Die Suche nach Jim bringt bei Alice die Erkenntnis, dass sie endlich mit ihrer Mutter reden muss, um einen Schlussstrich ziehen zu können und kann bei Mary dafür sorgen, dass sie ihr Leben wieder in die Hand nimmt. Und aus einer Frau, die sich für Beziehungsunfähig hält, wird eine Frau, die langsam wieder Gefühle zulassen kann.