Eine fesselnde Suche nach Antworten

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alina_liest07 Avatar

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Lou und Sergej sind beide jüdisch und haben ihre Wurzel in der ehemaligen Sowjetunion. Als ihre 5-jährige Tochter Rosa unerwartet eine Erzählung über Anne Frank entdeckt, kommt Lou ins Grübeln über ihre jüdische Identität und was sie ihrer Tochter als säkular lebende Judin vermitteln möchten. Eine Einladung nach Gran Canaria zum 90. Geburtstag ihrer Tante sorgt für weiteres Chaos und wirft bei Lou viele Fragen zu ihrer Familiengeschichte und ihrer eigenen Identität auf, die sie schließlich bis nach Tel Aviv führen…

Wie der Titel schon andeutet, erzählt „Juli, August, September“ über drei Monate von Lous‘ Suche nach Antworten zu ihrer Familiengeschichte und dabei auch der Suche nach ihrer Identität und ihrem Selbstverständnis. Wieso unterscheiden sich die Erzählungen über die Familienhistorie im Holocaust und dem anschließenden Neubeginn so sehr und wieso spielt dies für Lou überhaupt eine Rolle – dies sind nur einige der Fragen, die gestellt werden.
Die verschiedenen Standorte – Berlin, Gran Canaria, Tel Aviv – spiegeln dabei sehr schön die verschiedenen Phasen der Suche und Reise unserer Protagonistin.

Olga Grjasnowa hat einen tollen und besonderen Stil, sie spickt ihre Erzählung immer wieder mit humorvollen und sarkastischen Untertönen. Vor allem die Familien- und Beziehungsdynamiken sind hervorragend dargestellt. Dabei spricht die Autorin allerdings nicht alles aus und (über-)lässt den Leser auch offene Fragen und genug Raum zum Nachdenken.

Fazit: „Juli, August, September“ ist ein dynamisch erzählter Roman über moderne jüdische Identität in Deutschland, der trotz aller ernster und hochaktueller Themen auch bestens unterhält und bei dem man das ein oder andere über jüdisches Leben lernen kann. Klare Leseempfehlung!