eine schöne Sommerlektüre
"Juli, August, September" von Olga Grjasnowa bietet einen tiefen Einblick in die komplexe Gefühlswelt der Protagonistin Lou. Ihre innere Zerrissenheit und die Suche nach Identität und Zugehörigkeit sind berührend und laden zur Reflexion ein. Lou ist ein vielschichtiger Charakter, mit dem ich mich leicht verbinden konnte. Leider wirken die anderen Figuren zu blass und eindimensional, was der Geschichte etwas an Tiefe nimmt. Auch die Auseinandersetzung mit der Familiengeschichte bleibt an der Oberfläche und wirkt dadurch fragmentiert. Trotz dieser Schwächen hat der klare und fesselnde Schreibstil das Lesen zu einem Vergnügen gemacht. Besonders gelungen sind die Dialoge innerhalb der sich auf Gran Canaria treffenden Familie: Schlagabtausche, die humorvoll sind und zugleich schmerzhaft die komplizierten Familiendynamiken, Muster und die belastete Vergangenheit widerspiegeln.