Viele spannende Themen

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desirée Avatar

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"Juli, August, September" ist ein Roman von Olga Grjasnowa, den ich in einem Rutsch durchgelesen haben. Wir begleiten hier Lou, sie lebt mit ihrem zweiten Ehemann und ihrer Tochter in Berlin und durchlebt nach einem persönlichen Schicksalsschlag eine schwierige Phase. Ihre Ehe kriselt, sie beschäftigt sich mit ihrer jüdischen Identität und als die Einladung zur Geburtstagsfeier ihrer Großtante aus Israel eintrifft, die die gesamte Familie nach Gran Canaria führen soll, ist sie alles andere als begeistert. Auf Gran Canaria kommen Zerwürfnisse innerhalb der Familie zu Tage und Lou entscheidet, dass sie Antworten in Israel finden muss.

Olga Grjasnowa schafft es mit ihrem Schreibstil, dass ich das Gefühl hatte, die Geschichte tatsächlich von Lou erzählt zu bekommen. Denn der Schreibstil ist recht nüchtern gehalten, was aus meiner Sicht perfekt zu Lou und ihrer aktuellen Gefühlslage passt. Lou wirkt kühl, zynisch und unnahbar, was die Autorin sprachlich wunderbar einfängt. Auch die Spannungen zwischen den Familienmitgliedern, hat die Autorin atmosphärisch sehr gelungen wiedergegeben.

In dem Roman werden viele spannende Themen angerissen, etwa die Frage nach jüdischer Identität, die schweren Jahre der Großmutter um den zweiten Weltkrieg oder der Handlungsstrang um Lous ersten Ehemann, der sich dem orthodoxem Judentum zugewendet hat. Diese Themen haben mein Leseinteresse über den kompletten Roman aufrecht erhalten, es wurde an keiner Stelle langweilig. Doch leider wurde vieles nur kurz angesprochen und nicht weiter vertieft. Ich hätte mir an der ein oder anderen Stelle ein paar Seiten gewünscht und wäre gerne tiefer in einzelne Handlungsstränge versunken.