Vielversprechend, aber mit Luft nach oben

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dina1308 Avatar

Von

*3,5 Sterne (aufgerundet auf 4)

Inhalt:
Die Protagonistin Lou ist in ihrem Leben spürbar überfordert: Sie ringt mit ihrer schwierigen Beziehung zu ihrer Mutter, möchte gleichzeitig für ihr eigenes Kind eine gute Mutter sein und ihre Ehe mit Sergej steht kurz vor dem Zerbrechen. Als wäre das nicht genug, wird sie auch noch gezwungen, mit ihrer Mutter zum 90. Geburtstag der Großtante Maja auf die Kanarischen Inseln zu reisen.

Was mir gefallen hat:
Olga Grjasnowa hat einen sehr klaren Schreibstil, der es dem Leser ermöglicht, schnell in die Handlung einzutauchen. Obgleich die einzelnen Kapitel eine eher geringe Länge aufweisen, stört dies den Lesefluss nicht im geringsten, ganz im Gegenteil, die kurzen Kapitel waren ideal, um als Leser schnell in Lou’s Alltag einzutauchen und ein Gefühl dafür zu bekommen, was von Lou als Protagonistin zu erwarten ist. Beispielsweise beschäftigt sich Lou innerhalb des Romans mit Fragen zum Thema Mutterschaft, Identität und Zugehörigkeit, was in den Diskussionen mit ihrem Ehemann Sergej oder ihrer Mutter über ihre jüdische Herkunft und die Erziehung ihrer Tochter deutlich wird.

Was mir nicht gefallen hat:
Ein wenig enttäuschend fand ich leider, dass der Roman trotz seiner vielversprechenden Prämisse im Laufe der Handlung ein wenig an Spannung verliert und sich in unnötigen und belanglosen Details verrennt. Themen wie Identität und kulturelle Zugehörigkeit werden zwar angesprochen, aber nicht weitergeführt.
Ich habe eher einen Roman erwartet, der sich intensiver mit den zuvor angeteaserten Kernthemen befasst. Stattdessen wartet man als Leser vergeblich darauf und die Handlung plätschert ohne wirkliche Höhepunkte einfach dahin.