Gammelhai und ein verschwundener Hotelbesitzer

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herbstrose Avatar

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Hoch oben im Norden Islands, beinahe am Polarkreis, liegt das kleine Dorf Raufarhöfn. Dort lebt der 33jährige Kalmann, der sich selbst Sheriff nennt und der den besten Gammelhai der ganzen Insel macht. Das hat ihm sein Großvater beigebracht, in dessen kleinem Haus er nun alleine wohnt. Auch Jagen und Fischen hat er von ihm gelernt und überhaupt alles, was er wissen muss. Denn Kalmann ist nicht wie jeder andere. Ein bisschen zurückgeblieben, wirr im Kopf und schnell ärgerlich, jedoch harmlos - so kennen ihn die Dorfbewohner und so wird er auch von ihnen akzeptiert.

Die beschauliche Idylle im Ort ist jäh zu Ende, als Kalmann eines Tages bei der Jagd auf den Polarfuchs Blut im Schnee entdeckt, eine riesige Lache Blut. Zur selben Zeit wird auch der reichste Mann der Ortes, der Hotelbesitzer Róbert McKanzie, vermisst. Ist es McKanzies Blut? Wurde er ermordet oder gar von einem aus Grönland eingewanderten Eisbär getötet? Die Polizei aus Reykjavik, Polizistin Birna und die angereisten Journalisten bringen Kalmanns bisher in geordneten Bahnen verlaufendes Leben ganz schön durcheinander …

Der 1981 im Kanton Graubünden/Schweiz geborene Autor Joachim Beat Schmidt entschied sich 2007 Island zu seiner Wahlheimat zu machen und erwarb sogar die dortige Staatsbürgerschaft. Nachdem er 2010 mit einer Kurzgeschichte einen Schreibwettbewerb gewann, begann er Romane zu schreiben und ist mittlerweile, nach eigener Aussage, Mitglied im isländischen Schriftstellerverband. „Kalmann“ ist sein vierter Roman. Heute lebt Joachim B. Schmidt mit seiner Familie in Reykjavik, wo er als Journalist, Autor und Touristenführer tätig ist.

Dem Autor ist es hier großartig gelungen, spannendes Kriminalgeschehen mit der einfühlsamen Geschichte des „behinderten“ Kalmann zu verbinden. Er lässt den Protagonisten selbst berichten, so dass man als Leser die Ereignisse durch seine Gedankenwelt wahrnimmt und dabei stets zwischen Mitleid und Bewunderung schwankt. Sehr schön und informativ auch die Naturbeschreibungen, in denen man den kalten isländischen Winter förmlich spüren kann. Ganz nebenbei erfährt man auch einiges von der wirtschaftlichen Not dieser abgelegenen Region, von der Armut der Dorfbewohner und über den Fischfang, der strengen Fangquoten unterworfen ist, die hauptsächlich in der Hand einiger weniger Reichen liegen – und, nicht zu vergessen über Gammelhai, einer isländischen Spezialität und früher Nahrung der Armen. Einige neue Erkenntnisse und unerwartete Wendungen lassen die anfangs eher ruhige und beschauliche Geschichte aufregend und sehr spannend ausklingen.

Fazit: Ein Buch das zu lesen Spaß macht, gut unterhält, überrascht und auch nachdenklich stimmt – kurzum, lesenswert!