Island spezial

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sursulapitschi Avatar

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Bei diesem Buch fragt man sich lange, ist es ein Krimi, eine Milieustudie oder der Schicksalsbericht eines Außenseiters. Dieses Buch ist anders.

Es ist nicht viel los im isländischen Raufarhöfn. Man fängt seinen Fisch, man kennt sich und man toleriert gegenseitig seine Eigenarten. Sogar Kalmann, der wirklich eigen ist, wird dort akzeptiert. Er ist in Raufarhöfn aufgewachsen und macht den zweitbesten Gammelhai nach seinem Großvater. Allein dafür gebührt ihm Anerkennung.

Mit der Beschaulichkeit des Dorfes ist es vorbei, als Kalmann auf der Jagd eine riesige Blutlache entdeckt. Der Hotelbesitzer wird vermisst. Besteht da ein Zusammenhang?

Das Buch besticht durch sein ungewöhnliches Setting und seine originellen Figuren. Man bekommt eine geballte Prise Seeluft, Island aus Insidersicht, knurrige Originale und Kalmann, den unfreiwilligen Helden mit Handicap, der einem ans Herz wächst, obwohl er nur selten herzerfrischend ist, dazu noch ein paar Rätsel und ordentlich Fisch.

Kalmann berichtet persönlich, ist gelegentlich etwas weitschweifig, aber man verzeiht es ihm gerne, lernt man doch ausführlich Land und Leute kennen und lernt sogar einiges dabei.

Einzig die Auflösung fand ich etwas sehr konstruiert. Hier hat der Autor ein raffiniertes Geheimnis entwickelt, wo ich mir Selbstverständlicheres gewünscht hätte.
Aber sei es drum: „Kalmann“ ist ein wirklich unterhaltsames Buch, das fesselt und Genregrenzen sprengt.