Wunderbar erzählt!

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Kalmann, der beste Haifischjäger und selbsternannte Sheriff von Raufarhöfn mit seinen 173 Einwohnern und 609 km von Reykjavik entfernt, lebt hier schon immer. Seinen Großvater, von dem er vieles weiß und alles Wichtige gelernt hat, besucht er jetzt einmal in der Woche im Heim und bringt ihm den zweitbesten Gammelhai mit. Als Robert McKenzie vermisst wird und Kalmann eine Blutlache findet, ist das beschauliche Leben in dem kleinen Küstenort vorbei, die Polizei untersucht diesen Fall.

Hier erzählt Kalmann, dessen Räder in seinem Kopf so manches Mal rückwärts laufen, auf eine bezaubernd liebenswerte, zuweilen kindlich naive und verschrobene Art und Weise seine Sichtweise auf die Geschehnisse.

Es ist die Geschichte eines jungen Mannes, der mit seinen fast 34 Jahren in einem kleinen Fischerdorf im Norden Islands im Einklang mit der Natur lebt. Trotz seiner geistigen Schwäche behauptet er sich als Sheriff von Raufarhöfn, von so Manchem als Dorftrottel belächelt. Sein Cowboyhut, sein Revolvergürtel samt Mauser unterstreichen dieses Bild. Kalmann erzählt so nach und nach die Geschichte - seine Geschichte - in seiner einfältigen, arglosen Weise. Von den Leuten im Dorf, von den Besuchen beim Großvater, der ihn nicht immer registriert, von seinem besten Freund Noi, den er nur aus dem Internet kennt, dem er alles erzählen kann. Er möchte gerne eine Freundin haben und war auch schon verliebt, aber so richtig klappt das dann nie.

Er erzählt, dann vergisst er wieder alles, sagt von sich selber „Ich kann wichtige Sachen einfach so vergessen vor allem, wenn ich aufs Meer fahre…“

So nach und nach enthüllt sich das Geschehen, erst aber lernt man ihn besser kennen, lebt mit ihm, fährt mit ihm hinaus zum Haifischfang und verarbeitet den dann zu Gammelhai. Auf eine ganz und gar unaufgeregte Weise wird trotzdem sehr viel Spannung erzeugt. Der Fokus liegt auf der Polizeiarbeit, auf der Suche nach dem Verschwundenen, um dann wieder ein wenig vom Dorf und seinen Bewohnern zu erzählen. So ist man tief drin, der Held will nichts unrechtes tun, hat nichts Falsches an sich. Er ist zwar geistig nicht so ganz auf der Höhe aber so einigen Mitmenschen haushoch überlegen in seiner Geradlinigkeit, seiner Aufrichtigkeit. Indem man ihn begleitet, erfährt man immer ein Stückchen mehr und wird ihm doch nicht so ganz gerecht. Weil – wie es sich wirklich zugetragen hat, das erfährt man dann schon, aber auf eine so gelassene, natürliche Selbstverständlichkeit. „Es hat wohl alles seinen Sinn.“

Gerne habe ich Kalmann ein Stück seines Weges begleitet. Eine von Anfang bis Ende wundervoll erzählte Geschichte, die ich nur empfehlen kann.