Lauwarm geduscht

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friedrich Avatar

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Der erste Satz eines Romans muss den Leser ansprechen, sonst wird nichts aus der Lektüre.

"Meine Wände sehen ganz normal aus für einen, der in ein paar Tagen 24 wird und noch nicht wirklich was auf die Reihe gekriegt hat" führt den Leser direkt mitten hinein in die WG der schrägen Typen und gibt den Ton vor, der auf den folgenden Seiten beibehalten wird. Es wird Alltagssprache verwendet, abgestimmt auf ein Lese-Publikum mittleren Alters. 

Man erkennt vieles aus eigener Erfahrung wieder, wie  den Flokati im Traum der Hauptperson, das Rambo-Plakat und die deutliche Parallele zum Schlager "1000 mal berührt" bei der Beschreibung von Tobis Beziehungsbeginn mit Amelie. Sprachlich fällt der Roman nicht aus dem Rahmen, die Sprache passt zum Geschehen: Alltag eben, "im Großen und Ganzen" betrachtet, wie die Hauptperson Oliver sagt.

Im Großen und Ganzen auch nett zu lesen, wenngleich weit entfernt von intellektuellem Tiefgang. Etwas Sorge bereitet mir die Stückelung in kleine Kapitelchen, die darauf hindeutet, dass dem Roman eine wirkliche Dramaturgie fehlt und das Geschehen einfach so dahinplätschert - nicht einschläfernd, aber auch nicht aufregend - "Lauwarm" um den Titel abzuwandeln.