Herrlich banales Gegenstück zu all den Frauenbüchern

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Das war wirklich etwas Neues auf meiner Lesefutter-Speisekarte. Ein Männer-Buch über eine Männer-WG mit Männerträumen, Männerproblemen und Männerphantasien.

Schon die leeren Klorollen auf dem Cover und der WG-Plan vor dem ersten Kapitel bringen mich sehr nah an das Geschehen heran. Ja, so sind WGs! Der typische Kampf ums Klo - besonders, wenn es keine Lüftung gibt - wird genauso detailliert und banal beschrieben, wie die Dekoration der Wohnung (ich sach nur: Melodien für Millionen). Klasse! Dass sich für defekte Geräte keiner zuständig fühlt und einer in der Runde sich lieber über Himbeermarmelade unterhält als über die Existenzbedrohung durch Bautrupps, scheint mir ganz typisch und klischeehaft für eine Männer-WG.

Klischees gibt es reichlich, Reto, der Neuzugang aus der Schweiz ist da ein Klassiker, denn man kann ihn gut mit seinem Dialekt darstellen und er ist so herrlich naiv dargestellt. Der Mitbewohner Krach gefällt mir ganz gut, die anderen Jungs sind mir zu fad. Vieles erscheint mir überdreht, wie zum Beispiel das ewige Bierfass in der Küche, zu dem es den gesamten Freundeskreis der WG'ler zieht. Oder den Vermieter, der tatsächlich seinen Bautrupp so schlecht einweist, dass dieser eine Wand der WG-Wohnung durchbricht - noch dazu genau neben dem Bett des Ich-Erzählers.

Leider ist am Schreibstil zu gut zu erkennen, dass dort ein 40-jähriger seine 20 Jahre alten Erfahrungen verarbeitet und - damit es sich heute verkauft - krampfhaft aktuellere Details wie iPhones und Stand-Up-Comedieans einbaut. Sicherlich kein Megaseller, aber ganz nett.