Kerle, Weicheier, Warmduscher, Kaltduscher ...

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
kainundabel Avatar

Von

In Matthias Sachaus "Schief gewickelt" konnte "Mann" seinen Versuchen folgen, die Vaterrolle gegenüber seinem zweieinhalbjährigen Sohn halbwegs zu erfüllen. Ganz anderes Thema, aber nicht minder amüsant und herzerfrischend: Kaltduscher. Der Leser (Leserinnen ausdrücklich eingeschlossen!) wird zum Voyeur einer Berliner Männer-WG und lebt Seite an Seite u.a. mit Gonzo (eigentlich Karl-Heinz Gonzales-Viehbauer!), Krach (Ich-Erzähler Oliver Krachowitz), Tobi, erst Hendrik, später dann mit dem Schweizer Reto Zimmerli und nicht zu vergessen Francesco, der sich nicht - wie vermutet - als heißblütiger Italiener, sondern als Kind von Ossi-Eltern mit blondem Resthaar-Kranz entpuppt, der tagsüber hochseriös in seiner Kanzlei wirkt, um anschließend zur lupenreinen "Klischee-Tunte" zu mutieren.

Sachaus Einblicke in diesen Mikrokosmos WG-geprüfter Männer ist einfach herrlich! Gut, mitunter beschleicht einen beim Lesen das Gefühl, als habe der Autor sich vehement unter Druck gesetzt, Gag auf Gag folgen lassen zu müssen. Aber das schadet dem Lesevergnügen nicht im Geringsten. Feinsinnig seziert er die Befindlichkeiten der Kalt- (und Warmduscher!) dieser WG, beobachtet, beschreibt und kommentiert äußerst scharfsinnig selbst das kleinste Detail und überrascht vor allen Dingen mit immer wieder neuen, oft denkbar kuriosen Einfällen. Selbst zunächst völlig sinnfrei scheinende Dialoge entpuppen sich als hintersinnig und entlocken oft mehr als nur ein Schmunzeln. Hier kommt einfach alles zusammen, was unterhaltsame Literatur ausmacht. Wer in diesen Frühlingstagen die Kurve aus der Winterdepression noch nicht bekommen hat, sollte schnellstens zu "Kaltduscher" greifen!