Zeitungskrise auf Schwedisch

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Aus der Romanserie um die Journalistin Annika Bengtzon bin ich vor einiger Zeit ausgestiegen - nein, nicht aus Enttäuschung, sondern einfach so, weil man ja immer zu viel zu lesen hat. Und jetzt ist es wie die Begegenung mit einer alten Bekannten. Die wesentlichen Ereignisse der letzten Jahre ihres Privatlebens werden dankenswerterweise gleich am Anfang mit eingestreut: sie lebt inzwischen allein, denn offenbar hat sie ihr Mann mit den Kindern verlassen. Davon ist der Leser nicht wirklich überrascht. Und die weltweite Zeitungskrise hat auch Schweden, auch ihre Redaktion erreicht; es wird rationalisiert, was das Zeug hält, und auch Annika bleibt davon nicht verschont. Zwar kann sie ihren Job behalten, ist aber in Zukunft einem ungeliebten "Jungspund" unterstellt, den sie selbst vor einigen Jahren eingearbeitet hat.

So viel zum Arbeitsumfeld, in dem sie nun versucht, die Hintergründe für einen Raubüberfall an der andalusischen Costa del Sol zu recherchieren. Dort - so erfahren wir - gibt es offenbar eine große schwedische Bevölkerung, die den langen Winter und das unwirtliche Klima des europäischen Nordens mit der Sonne des äußersten Südens vertauscht hat. Allerdings bringen sie so viel Geld und sichtbaren Wohlstand in diese Gegend, dass auch die Neider nicht ausbleiben, die sich unter Einsatz krimineller Methoden einen Anteil daran sichern wollen. Die neueste Masche ist der Gasüberfall: Man betäubt die Bewohner einer Villa mithilfe eines Gases, das in die Klimaanlage eingeleitet wird, um anschließend in aller Ruhe auszuräumen. Wenn die Bewohner nach einigen Stunden wieder wach werden, klagen sie über Kopfschmerzen und Übelkeit, um anschließend festzustellen, dass alle Türen und Fenster offenstehen und jeder denkbare Wertgegenstand verschwunden ist. Bei dem neuesten Überall scheint aber etwas schiefgegangen zu sein; es ist die Rede von Leichen ...

Wir dürfen sicher sein, dass es Annika Bengtzon  gelingen wird, nicht nur diesen Fall aufzuklären, sondern auch die Zusammenhänge zu den weiteren zu Beginn des Buches angerissenen Geschichten herzustellen. Es gibt es einen Dreifach-Mord in Stockholm, zu dem die Ermittlungen Jahre nach der Verurteilung eines vermeintlichen Mörders wieder aufgenommen werden sollen. Und - noch weiter zurück - es wird berichtet von der Flucht eines kleinen Mädchens, das als Tochter von Eltern aus dem unmittelbaren Umfeld der NS-Führungsspitze bei Kriegsende auf verschlungenen Wegen nach Schweden gerät. Wie das alles zusammenhängt? Annika Bengtzon wird es herausfinden. Und wie immer wird dazu mehr erforderlich sein als nur journalistische Neugier