Ein Schwedenkrimi in der Sonne

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
schlumbergera Avatar

Von

Dieses Buch ist der achte Band der Annika-Bengtzon-Reihe.

**Der erste Satz:**

 

„Die Nacht war pechschwarz.“

 

**Meine Meinung zum Buch:**

 

Zuerst fand ich diese Geschichte um die Reporterin Annika Bengtzon sehr konstruiert und viel zu kompliziert aufgebaut. Mehrere Handlungsfäden bzw. Reportagen laufen parallel, das Leben der Hauptperson ist absolut chaotisch, und die hin und wieder eingestreuten, kurzen Kapitel um drei Mädchen, die in der frühen Nachkriegszeit auf einem schwedischen Gutshof aufwachsen, konnte ich überhaupt nicht einordnen. Nachdem ich die Hälfte des Buches gelesen hatte, fing ich verärgert an, mir Notizen zu machen, um überhaupt einen Sinn hinter den ganzen Ereignissen zu finden, um mir die Namen merken zu können und die komplizierten Freundschafts- und Familienverhältnisse zu durchschauen. Das war aber gleichzeitig auch der Punkt, an dem mich die Geschichte zu faszinieren begann. Und als dann klar wurde, wer sich hinter den Kindernamen „der Engel“, „die Prinzessin“ und „das Trollmädchen“ versteckt, wollte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Lisa Marklund webt hier ein (in meinen Augen) hoch kompliziertes Muster, das aber – wenn man mal auf der Spur ist – absolut logisch und ohne Bruch ist. Über den Realitätsgrad kann man natürlich immer streiten, aber von einem Roman verlange ich nicht, dass er das wirkliche Leben abbildet, sondern dass mir eine gute Geschichte erzählt wird – in einem Rahmen, der zumindest möglich sein könnte.

 

Die Schauplätze der Geschichte sind Schweden, Spanien und Marokko – zumindest in diesem Schwedenkrimi regnet es also nicht dauernd. ![](http://www.vorablesen.de/modules/fckeditor/fckeditor/editor/images/smiley/msn/wink_smile.gif)

 

Mit der Hauptperson Annika Bengtzon hatte ich so meine Probleme. Richtig sympathisch ist sie nämlich nicht. Sie weiß nicht, was sie will, verhält sich ruppig und unhöflich, ist einzelgängerisch, dickköpfig und misstrauisch, nichts kann man ihr recht machen und wenn’s drauf ankommt, schlottert sie vor Angst, bekommt Panikattacken und andere müssen die Heldenrolle übernehmen. Sie ist ein zerrissener Charakter und manchmal etwas zu gebeutelt vom Schicksal, beim Lesen habe ich mich oft über sie geärgert, aber immer mit ihr mitgefiebert, denn sie ist sehr lebendig dargestellt. Obwohl dieses Buch schon der achte Band in der Reihe um Annika Bengtzon ist, kam ich noch gut mit, was in ihrer Vergangenheit passiert ist und wie sie zu dem wurde, was sie ist. Natürlich wurde ich neugierig auf die früheren Bücher, aber richtig gefehlt hat mir keine Information – zumindest keine, welche ich für die Auflösung gebraucht hätte.

 

Die übrigen Charaktere – von denen es eine ganze Menge gibt – sind weniger tief gezeichnet, doch das passt sehr gut zur Geschichte. Man erfährt trotzdem immer etwas über diese Personen, also über ihre Vergangenheit und ihre Beziehungen und Gefühle zueinander, eben gerade so viel, wie man es als Leser braucht, um die Handlungen zu verstehen.

 

Die ganze Geschichte ist aus der Sicht von Annika Bengtzon erzählt, sie ist also in jeder Szene des Buches mit dabei und als Leser weiß man nur das, was auch sie weiß und ist sozusagen mittendrin im Geschehen. Man begleitet damit ihre Recherchen mit Spannung und hat ihr gegenüber keinen Informationsvorsprung. Das macht die Geschichte sehr spannend, denn der Leser setzt zusammen mit der Hauptperson die Puzzlestückchen zusammen, welche schließlich zur Lösung führen. Spannend fand ich auch noch, dass der Leser bis zum Schluss nicht weiß, wer eigentlich in der Geschichte „gut“ und wer „böse“ ist. Dies klärt sich erst auf den letzten Seiten, und auch danach kann man noch lange darüber diskutieren, ob die „Guten“ tatsächlich „gut“ sind.

 

Vom Stil her ist das Buch sehr flüssig zu lesen. Ich hatte es in relativ kurzer Zeit durch, ohne mich anstrengen zu müssen.

 

Trotz meiner Schwierigkeiten am Anfang des Buches ist es für mich ein absoluter Buchtipp.

 

Grüße von Annabas ![](http://www.vorablesen.de/modules/fckeditor/fckeditor/editor/images/smiley/msn/regular_smile.gif)