Eldorado der organisierten Kriminalität

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„Kalter Süden“ ist das achte Buch der Autorin Liza Marklund aus der Annika-Bengtzon-Reihe und mit jedem Buch erfährt der Leser mehr über die äußerst sympathische und vom Leben gebeutelte Journalistin Annika. Eine Frau, die mitten im Leben steht und von deren Sorte es noch viel mehr geben sollte.

In der Redaktion des Abendblattes von Stockholm ist die Hölle los. Nicht nur dass Sparmaßnahmen das vorhandene Team auf ein unerträgliches Maß reduziert haben, auch die Verteilung der Redaktionsleitung muss neu geregelt werden. Und so sieht sich Annika in die Lage versetzt, ein entsprechendes Angebot von ihrem Chefredakteur zu erhalten. Doch pure Schreibtischarbeit liegt ihr nicht und kurzerhand lehnt sie das lukrative Angebot ab und riskiert damit, dass sie zukünftig unter der Leitung von Patrik arbeiten muss, einem Kollegen, dem sie wenig Vertrauen entgegen bringt. Doch nicht nur die fast unzumutbaren Bedingungen in der Redaktion bereiten ihr Probleme, auch die Trennung von ihrem Mann Thomas hat sie immer noch nicht vollständig überwunden. Während sie sich noch beim Auspacken ihrer Umzugskartons befindet, laufen in der Redaktion eine Unmenge von Nachrichten ein, die gesichtet, sortiert und überprüft werden müssen.

Marbella, idyllisch gelegen an der Küste des Mittelmeers, ist seit einiger Zeit der Schauplatz einer Reihe von Einbrüchen mit Betäubungsgas. Annika, die eine dieser Nachrichten auf den Tisch bekommt, misst ihr zunächst nicht viel Bedeutung bei. Trotzdem recherchiert sie gewohnt professionell deren Hintergrund und gerät kurzerhand mitten in das Geschehen hinein. Denn was zählt, ist der Aufhänger der Story und der ist mit dem prominenten schwedischen Eishockey-Idol Sebastian Söderström mehr als gegeben. Genau der Sebastian Söderström ist es nämlich, der gemeinsam mit seiner mit seiner Frau, den zwei Kindern und der Schwiegermutter einem solchen Anschlag zum Opfer fiel. Annika fliegt sofort an die Costa de Sole und ermittelt die Fakten direkt vor Ort. Was sie dort erlebt, ist mehr als ein geplanter Raubüberfall, bei dem es die Einbrecher nur auf das Vermögen der Familie abgesehen haben. Mit Hilfe des schwedischen Ermittlers Niclas Linde und der schon lange in Spanien wohnende, einst aus Südamerika stammenden, schwedischen Dolmetscherin Carita Halling Gonzales begibt sie sich auf Spurensuche vor Ort und gerät dabei in einen Hexenkessel, dessen Ausmaße ungeheuerlich sind und deren Verantwortliche man nicht zu nahe kommen sollte.

Liza Marklund, eine ehemalige Journalistin, weiß genau, wovon sie schreibt. Lange genug hat sie das kreative Chaos in einer Redaktion miterlebt. Und genau deshalb wirken ihre Romane so authentisch und lebensnah. Mit einer Heldin, die ihr vielleicht auch ein wenig ähnlich ist, gut konstruierten Plots und einer flüssigen und angenehmen Art zu Schreiben präsentiert sie hier eine Krimireihe, die spannend und vielschichtig dem Leser gegenübertritt. Dabei verwebt sie verschiedene Handlungsstränge gekonnt miteinander und was am Beginn des Romans noch als eine Vielzahl von verschiedenen Fällen erscheint, fügt sich am Ende zu einem stimmigen Gesamtbild zusammen. Einziges Manko. Der Leser, der Annika Bengtzon noch nicht kennt, wird Probleme beim Einstieg haben. Denn die Autorin Liza Marklund baut sehr auf das Geschehen der vorangegangenen Bücher auf. Trotz alledem spart sie nicht am Gefühlsleben der Hauptprotagonistin und mit Fortschreiten der Geschichte, lernt auch der in diese Reihe neu Eingestiegene, Annika zur Genüge kennen. So erlebt er sie voller Einsatz ohne Rücksicht auf die Gefühle anderer in der Redaktion, liebevoll und fürsorglich als Mutter zweier halbwüchsiger Kindern, rachsüchtig und voller Enttäuschungen als Ehefrau eines Mannes, der seit Kurzem mit seiner Geliebten zusammenlebt und als gehörnte Geliebte eines Polizisten, der es mit der Treue nicht so genau nimmt.

Und genau das lässt die Figur der Annika Bengtzon so glaubhaft erscheinen. Die Normalität bei der Bewältigung ureigenster familiärer Probleme, den hohen persönlichen Einsatz bei Recherchearbeiten für die Redaktion und die ungenügende Disziplin bei der Abarbeitung der Zettelberge ihren Nachrichtenchefs Patrik. Liza Marklund hat mit diesem nun bereits achten Teil der Annika-Bengtzon-Reihe wieder einmal anschaulich unter Beweis gestellt, dass sie eine großartige Schriftstellerin ist, die ihre Bücher gut recherchiert und es versteht, Themen aufzugreifen, die nah am Leben spielen und den Leser bewegen. Insgesamt ist „Kalter Süden“ ein Buch sich lesenswert, spannend und unter Verwendung vieler interessanter Fakten präsentiert und eine gute Empfehlung für Krimifans darstellt.