Interessant, aber nicht komplett überzeugend

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bertidunsche Avatar

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In ihrem achten Fall schickt Liza Marklund ihre “Ermittlerin”, die Journalistin Annika Bengtzon, nach Marbella; die Familie des schwedischen Eishockey-Idols Sebastian Söderström wurde Opfer eines tödlichen Giftgasanschlages. Dies ist jedoch nur der vordergründige, “neue” Fall. Recht schnell stellt sich heraus, das mehr dahintersteckt und es sich bei dem vorliegenden Krimi mehr oder weniger um die Fortsetzung einer Geschichte handelt, deren Anfänge in Marklunds Vorgängerbuch “Lebenslänglich” liegen.      

Für Fans der Serie sicherlich ein Pluspunkt und eine schöne Idee, um den Seriencharakter hervorzuheben und einen roten Faden verfolgen zu können, für Neulinge wie mich eher schwierig, da mein Lesevergnügen dadurch nachhaltig getrübt wurde.
Aus Andeutungen und Bemerkungen war es mir zwar möglich, die Geschehnisse des Vorgängerbandes zu rekonstruieren, doch die Vielzahl der auftauchenden Personen und deren Beziehungen zueinander überforderten mich streckenweise. Neben dem an dem aktuellen Geschehen direkt beteiligten Charakteren treten eine Fülle von Personen auf, die aus “Lebenslänglich” bekannt sein sollten. Mir leider nicht. Wenn dann nebenbei plötzlich richtungsweisende Beziehungs- und Verwandschaftsgeflechte enthüllt werden, wird es schon arg schwierig den Überblick zu behalten.

Für den Fall, dass man den Vorgängerroman kennt, besticht “Kalter Süden” sicherlich durch einen gut durchdachten Plot mit interessanten Verknüpfungen und gut gezeichneten Charakteren. Aber auch mir als Neuling hat die Story gut gefallen, wenn mir auch an manchen Punkten die Geschichte etwas zu schleppend vorankam und der Spannungsbogen sich nur langsam aufbaute. Dies ändert sich jedoch ab der Mitte des Romans; die Geschichte nimmt an Spannung auf und Schritt für Schritt laufen die einzelnen Handlungsstränge aufeinander zu und sofern der Leser noch den Durchblick hat, kann er auch selber die ein oder andere Schlußfolgerung vor dem Finale ziehen.

Sehr gut gefallen hat mir Marklunds klare und ausdrucksvolle Sprache. Kurze, prägnante Sätze, die den Ermittlungsstil von Annika Bengtzon reflektieren, dennoch aber Beschreibungen von Stadt, Land und Personen nicht zu kurz kommen lassen. Die Protagonistin ist von Marklund sehr gut herausgearbeitet und zahlreiche Facetten ihres komplexen Charakters werden geschickt in die aktuelle Geschichte eingeflochten. Mir als Neueinsteiger ist die Figur Annika Bengtzon geringfügig zu problembeladen, aber ich denke, da es sich immerhin schon um den achten Band einer Reihe handelt, dass sie in ihrer gesamten Entwicklung einen sehr interessanten, reizvollen Charakter darstellt, wenn man die Romane in der chronologischen Reihenfolge liest.

Ob ich dies allerdings tun werde, habe ich noch nicht endgültig entschieden. Marklund hat zwar einen sowohl inhaltlich als auch handwerklich überzeugenden Krimi aus Sicht der Journalistin Annika Bengtzon vorgelegt, doch konnte mich das Buch leider nie ganz in seinen Bann ziehen. Auch das Bedürfnis, sofort weitere Werke der Autorin zu lesen bzw. in die Annika-Bengtzon-Reihe vollständig einzusteigen, sind mir bisher leider ferngeblieben.
Dieser Aspekt und die engen Verknüpfungen zu den vorausgehenden Bänden der Serie führen leider dazu, dass ich nur drei Sterne vergebe. Als Fan der Serie und mit entsprechendem Hintergrundwissen wären es bestimmt vier oder mehr Sterne geworden.