Nördlich und südlich des Mittelmeers

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Wer die dunkel-düstere Stimmung eines typisch skandinavischen Krimis erwartet, wird von den Schauplätzen und Stimmungen von "Kalter Süden" überrascht sein. Von Schweden über Spanien bis hin nach Marokko erstreckt sich der Spielraum der Ereignisse, in dessen Mittelpunkt die schwedische Journalistin Annika Bengtzon steht.

Bengtzon gilt als charakterstarke und unbeugsame Frau der Medienwelt, die in einem schwierigen Verhältnis zu ihrem neuen Vorgesetzten und zu ihrem geschiedenen Ehemann steht. Diese beiden Männer, wie auch ihre beiden Kinder, erhalten wegen der beginnenden turbulenten Entwicklungen in ihrem Leben jedoch ausgesprochen wenig Raum.

Ein schwedischer Prominenter des internationalen Sports wird mitsamt seiner Familie in ihrer Villa in Marbella ermordet aufgefunden. Um für die schwedische Zeitschrift 'Abendblatt' exklusiv berichten zu können, reist Bengtzon gleich mehrfach an die spanische Küste. Da es sich um einen Überfall unter der Verwendung von Giftgas handelt, richtet sich die journalistische Recherche rasch auf die international geprägte Kriminalität Spaniens, den Immobilienmarkt der Reichen und Schönen und nicht zuletzt auf die europäische Drogenpolitik.

Spätestens mit der zweiten Anreise an die Costa del Sol ist Bengtzon verworren in ein Konstrukt aus Täuschung und Macht. Während ihr Chefredakteur die Ereignisse auch um die schwedische High Society am Mittelmeer vor allem reißerisch veröffentlicht sehen möchte, möchte Bengtzon mehr und mehr echte Erklärungen. Während die spanische Polizei offensichtlich die Ermittlungen auslaufen lässt, macht sich die Journalistin selbst auf die Suche nach dem einzigen überlebenden Familienmitglied des Giftgasanschlages. Suzette aber bleibt verschwunden...

Obwohl der Anstieg der Spannungskurve recht langsam - dafür aber stetig - verläuft, fesselt dieser Krimi. Für meinen Geschmack etwa ab der Hälfte des Buches haben sich die Ereignisse so verdichtet, dass man das Buch nicht mehr weg legen möchte. Kein rasanter Einstieg, sondern ein gut geflochtener Beginn.

Einzig die oft zu detaillierten Beschreibungen aus dem journalistischen Alltag der Redaktion haben mich hier und dort ermüdet. Wer die Kaffeemaschine angeschafft hat und wessen Schreibtisch wo positioniert ist, hat für diesen Titel keine Relevanz und hätte durchaus unterschlagen werden können.

Für mich ein untypischer schwedischer Krimi, der nichts von der sprichwörtlichen Düsterheit skandinavischer Literatur mit sich bringt. Möglicherweise ein charmanter Einstieg für Leser, die sich den skandinavischen Autoren bisher noch nicht genähert haben.