Rauschgift und Eishockey an der Costa del Sol

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Annika Bengtzon, die Heldin aus nun schon sieben Vorgängerromanen der schwedischen Autorin Liza Marklund, hat es diesmal mit einem besonders perfiden Verbrechen zu tun. Es geht um Giftgas. In Marbella, dem Ort der Schönen und Reichen an der Costa del Sol, hat sich eine beachtliche Schar schwedischer "Zugvögel" niedergelassen, die zumindest zeitweise den kalten europäischen Norden mit der Sonne des Südens vertauschen. Allerdings bleibt der Reichtum dieser Menschen nicht verborgen, obwohl sie sich mit großem Aufwand hinter den hohen Mauern geschlossener Communities verschanzen. Die neueste Masche ist der Gasüberfall: Man betäubt die Bewohner einer Villa mithilfe eines Gases, das in die Klimaanlage eingeleitet wird, um anschließend in aller Ruhe auszuräumen. Wenn die Bewohner nach einigen Stunden wieder wachwerden, klagen sie über Kopfschmerzen und Übelkeit, um anschließend festzustellen, dass alle Türen und Fenster offenstehen und jeder denkbare Wertgegenstand verschwunden ist.

Ähnliches war offenbar auch in der Villa des schwedischen Eishockey-Stars Söderlund und sener Familie geplant. Oder? Die örtlichen Ermittler stellen den Tod des Sportlers und seiner Familie fest und damit ist der dramatische Knoten geschürzt, den Annika Bengtson entwirren wird. Parallel recherchiert Annika, die ja eigentlich Journalistin ist, über die Rolle, die die Costa del Sol als Transitzone beim Rauschgifthandel mit Afrika spielt - und es ergeben sich Zusammenhänge. 

Auch das Privatleben kommt nicht zu kurz. Ex-Ehemann Thomas hat es aus beruflichen Gründen ebenfalls nach Spanien verschlagen. Wohin das führt, soll hier nicht verraten werden. Aber an diesem Handlungsstrang sowie auch im Krimiplot zeigen sich Vor- und Nachteile der Serienkrimis: was bei den treuen Langfristlesern das angenehme Gefühl schafft, auf alte Bekannte zu treffen, führt bei Neulingen schnell dazu, dass man sich überfordert fühlt. Und Marklund bevorzugt sehr enge Verflechtungen zwischen den Romanen der Annika-Bengtzon-Serie. Wer die älteren Romane noch lesen möchte, sollte diesen zunächst mal an die Seite legen: Spoilergefahr. 

Die Anlage des Romans wie immer superspannend, der Text - in der deutschen Fassung auch dank der Übersetzung von Anne Bubenzer und Dagmar Lendt - dem Inhalt sehr angemessen: präzise, aber nicht karg. Insgesamt eine wirklche Empfehlung und ein Beispiel dafür, dass schwedische Krimis nicht unbedingt in Schweden spielen müssen.