gut erzählt mit wirren Wendungen

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brombeere Avatar

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Worum geht es?
Nur kurz lässt Claire ihre Tochter Marie aus den Augen und alleine im Auto. Als sie wiederkommt, ist das Mädchen verschwunden. Spurlos. Und dann ist da die neue Ermittlerin, die sich an dem Fall festbeißt.

Worum geht es wirklich?
Schein und Sein, Familie und Vertrauen.

Lesenswert?
Ja, eine ganz gute Lektüre, die mich aber nicht überrascht oder begeistert hat. Aus mehreren Perspektiven wird hier der Fall bzw. das Leben nach Maries Verschwinden erzählt. Aus Sicht des Kindes, aus Sicht der Kommissarin und aus Sicht beider Elternteile. So erfährt man über alle Beteiligten Hintergrundinformationen und merkt recht schnell, dass jede*r ein eigenes Päckchen zu tragen hat.
Hierbei habe ich die Eltern als eher distanziert und nicht wirklich greifbar empfunden. Zu groß der Abstand zur eigenen Perspektive. Mit der Ermittlerin Lansky erinnert eher an einen klassischen Kommissar aus Skandinavien: Gebrochen, gerne auf eigene Faust, Drogen, letzte Chance, kein angenehmer Charakter. Diese Art von Ermittler*in muss man halt mögen - oder auch nicht.
Mir gefällt die Art des Spannungsaufbaus und auch wie der Autor mit den verschiedenen Perspektiven spielt und dadurch Verwirrung beim Lesenden erzeugt. Sprachlich eigentlich sehr angenehm.
Was mir hingegen negativ aufgefallen ist: Es wird sehr viel Fatshaming von allen Beteiligten betrieben und mehrfach werden Menschen auf Grund ihres Gewichts herabgesetzt. Fand ich unnötig. Genauso die Darstellung von den meisten Frauen außerhalb der Protagonist*innen: Sie sind oft auf ihr Äußeres reduziert und wer gestylt ist, der ist auch unsympathisch und eine Beziehungszerstörerin. Da hat mir der Gegenpol mit einer anderen Meinung wirklich gefehlt, denn so wird alles umkommentiert stehengelassen. Wirkte nicht wie die Charaktereigenschaft einer bestimmten Person, sondern wie eine Herabsetzung durch den Autor. Wenn auch vermutlich unbeabsichtigt.
Die Handlung ist spannend angelegt und man ist wirklich neugierig auf die Auflösung. Doch nach ca. zwei Dritteln erfährt das ganze eine Wendung, die mir dann eher abstrus und übertrieben vorkam und mich irgendwie nicht mehr richtig packen konnte.
Ich glaube, dass das Buch objektiv vielen Menschen wirklich gefallen kann. Mich hat es gut unterhalten, mehr aber auch nicht.