Schware Streifen auf weißem Untergrund oder weiße auf schwarzem?

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suse9 Avatar

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An dieser Leseprobe wäre ich schon fast vorbeigegangen, da mich die immer gleich aussehenden Cover zu langweilen

beginnen. Auch suggerieren Bild und Titel eine humorvolle leichte Geschichte, die ich nicht so gerne lese. Aber nachdem mein Blick auf den Namen des Autoren fiel, konnte ich die Seiten nicht mehr ignorieren. Sein Debütroman „Frau Ella“ hatte mich bereits überrascht und begeistert. Zwischen all den amüsanten Zeilen und Begebenheiten versteckte sich eine tiefe und ergreifende Geschichte, die mich noch lange nach dem Lesen beschäftigte. Es ist sicherlich schwer, an einen solchen Erfolg anzuknüpfen und man sollte seine Erwartungen nicht zu hoch festlegen. Dennoch tue ich genau das und erhoffe mir einfach ein großes Lesevergnügen.

 

Beim Lesen der ersten Seiten wird bereits klar, dass sich hinter der Fassade des beschaulichen Dorfes mit seinen skurrilen Einwohnern persönliche Dramen abgespielt haben müssen. Konrad zum Beispiel, der seine kranke Mutter liebevoll pflegt, hat Geschehnisse seiner Vergangenheit verdrängt, die sich in teilweise zwanghaftem Ordnungssinn darstellen. Kleinste Unregelmäßigkeiten in der täglichen Routine könnten ihn aus der Bahn werfen und genau dies wird durch das Eintreffen der Ansichtskarte ausgelöst. Gespannt darf man sein, wie er mit der neuen Situation umgehen wird.

 

Der Autor schreibt sehr bildhaft und detailliert, wirkt aber nicht langweilig. Die dörfliche Atmosphäre wird spürbar und über den plötzlichen Appetit Elkes nach frischen Wurstscheiben kann ich nur wissend lächeln. Genau wie in seinem ersten Roman hat Beckerhoff auch hier wieder wunderbar beobachtet und stupst den Leser unauffällig mit der Nase auf Dinge, die dieser gerne einmal übersehen möchte. Auch wenn die Geschichte in einem leichten Tonfall geschrieben ist, über den man hin und wieder schmunzeln muss, wirkt sie doch nicht albern. Die Traurigkeit über ungenutzte Chancen, vertane Möglichkeiten schwingt in den Worten mit, und es wird interessant sein zu erfahren, ob es die Protagonisten schaffen, ihrer Einsamkeit zu entkommen.

 

Es ist schön, dass wir hier wieder einmal eine Geschichte vorgestellt bekommen, die lesenswert zu sein scheint.