Eine sehr schöne tiefgründige Geschichte

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suse9 Avatar

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Ein wenig nachdenklich lässt mich die Geschichte Konrads zurück. Vater und Bruder sind in Afrika und von ihnen ist nicht viel zu hören. Ihren eigenen Zielen folgend verließen sie die Familie vor vielen Jahren. Die Betreuung seiner pflegebedürftigen Mutter bewältigt Konrad zu Hause allein. Da er die Ordnung liebt, verbringt er sein Leben korrekt und penibel eingeteilt nach immer gleichem Muster in seinem Heimatdorf. Über das Dorf selbst ist nicht viel zu erzählen, da fast nichts mehr da ist. Zwar stehen Kirche, Kneipe und Fleischerei noch, aber mit Ausnahme von Elke haben sämtliche Frauen das Weite gesucht. Das alles stört Konrad jedoch überhaupt nicht. Aus Menschen macht er sich nicht viel und so will er nur eins, in Ruhe sein bisheriges Leben fortführen und nicht gestört werden. Eine Ansichtskarte seines Bruders jedoch bringt sein Gleichgewicht ins Schwanken und seine Welt völlig durcheinander.

Das Buch „Karl Konrads geheimes Afrika“ nahm ich zur Hand, da mich der 1. Roman des Autors „Frau Ella“ überrascht und begeistert hatte. Leider denke ich, dass das Cover schlecht gewählt ist. Es wird so manchen Leser verwirren. So werden die, die eine lustige Geschichte erwarten, enttäuscht werden und andere werden das Buch gar nicht erst in die Hand nehmen. Und das wäre schade, da in ihm so manch guter Gedanke über das Leben versteckt ist. Der Autor versteht es, Dinge anzusprechen, über die es sich lohnt nachzudenken. Dies tut er nicht mit erhobenem Zeigefinger oder indem er den Leser mit der Nase drauf stuppst. Fast wie im Vorbeigehen lässt er hier eine Bemerkung fallen, verbirgt sich dort ein Wort. Man muss schon genau lesen, um sie zu entdecken. Das Lesen zwischen den Zeilen ist eine der großen Stärken dieser Geschichte. Eine andere ist die schöne und sehr bildhafte Sprache. Der Leser kann sich wunderbar in die Szenerie hineinversetzen, die Charaktere sind lebendig dargestellt und fast fühlt man sich als Teil der Dorfgemeinschaft. Auch wenn ich nicht alles nachvollziehen konnte und oft die teilweise überzeichnete Handlung kopfschüttelnd verfolgte, begleitete ich doch Konrad sehr gerne auf diesem kurzen Stück in seinem Leben. Am Ende ist er mir so sehr ans Herz gewachsen, dass ich ihm alles Gute mit auf den Weg geben würde, wenn ich könnte.

Der Roman ist ein Stück unserer Geschichte, unseres Lebens und der Leser kann in ihm seine Gedanken, Gefühle, Wünsche wiederfinden, wenn er will.