Verschrobene Typen

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buchina Avatar

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Die Hörprobe hat mich neugierig gemacht, ich erwartete eine lockere, leichte Sommerkomödie, die mich immer wieder zum Schmunzeln bringt. Nun ja der Roman hat sich dann doch anders entwickelt, als gedacht.

Ein heißer Sommer irgendwo in einem kleinen Dorf im Osten Deutschlands. Der Ort wirkt wie ausgestorben, neu eine Kneipe und eine Fleischerei sind vom Wegzug übriggeblieben. Viel Abwechslung bietet nur der tägliche Einkauf bei Elke, der letzten Frau im heiratsfähigen Alter im Dorf oder das allabendliche Bier im Adler.
Der eigenbrötlerische Karl Konrad lebt mit seiner pflegebedürftigen Mutter am Rande des Dorfes und lebt nach einem strengen Tagesplan ohne große Höhen und Tiefen. Eine Abwechslung kommt in Form einer Postkarte aus Afrika von seinem Bruder, der sich dort ein neues Leben aufgebaut hat. Mit Blick auf sein eigenes langweiliges Leben hat Karl Konrad eine Idee: warum nach Afrika, wenn man nicht sein eigenes Afrika erschaffen kann?!

Die Geschichte um Karl Konrad und die wenigen restlichen Bewohner des Dorfes ist keine Komödie, sondern eine Tragikomödie. Die Protagonisten werden als naiv, aber zum großen Teil sympathisch beschrieben, obwohl ich mich in keine Person wirklich hineinversetzen konnte. Gekonnt spielt der Autor mit allgemeinen Vorurteilen. Am besten war der Blick der zwei Afrikaner auf Karl Konrads eigentümliches Verhalten, dass für sie so viel exotischer ist, als all ihre Vorstellungen vom geregelten Deutschland. Diese Umkehr der Blickwinkel ist sehr gelungen.

Das Grundkonzept der Geschichte über Erfüllung und Platzen von Träumen ist sehr gut gewählt, leider wird es oft einfach zu absurd und realitätsfern. Die Personen werden leider nur oberflächlich und austauschbar dargestellt. Mit ihren ganzen Eigenarten hätten sie mehr Tiefe verdient.

Dennoch, es ist ein schönes Hörbuch und die Stimme von Bjarne Mädel ist sehr angenehm.