Ewig gleiche Kalendersprüche

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arachnophobia Avatar

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Mich überkam mal wieder das Verlangen nach einer Portion Kitsch. Ein bisschen Liebe, eine Portion Herzschmerz und ein von Anfang an idealerweise klares und vorhersehbares Ende – halt Genretypisches zur leichten Unterhaltung. Meine Wahl fiel auf „Kein Horizont ohne Licht“. Von der Autorin kannte ich bereits „Kein Himmel ohne Sterne“, das mich durchaus zu unterhalten vermochte. Und grundsätzlich wurden meine oben beschriebenen Erwartungen ja auch erfüllt… es haperte leider an anderer Stelle.

Der Einstieg in die Geschichte fiel mir nicht schwer. Der Schreibstil passt zum Genre, ist angenehm leicht zu lesen, ohne primitiv zu wirken. Somit liest sich das Buch wunderbar nebenbei weg – und zwar auch dann, wenn man aufgrund des Inhalts wieder eher genervt statt gut unterhalten wird.

An den Charakteren lag dieses Genervt-Sein nicht unbedingt. Gut, sie waren schon recht eindimensional und vor allem Hannah war bisweilen ein wenig anstrengend, wenn sie mal wieder am Jammern war. Da das Ende von Anfang an klar war, gab es auch nicht sonderlich viel Spielraum zur Charakterentwicklung.

Gut, damit komme ich in dem Genre immer noch klar und brauche eben auch nicht unbedingt 100m Tiefgang. Wenn, ja wenn… wenn da nur nicht diese furchtbaren, schmalzigen, pathetischen Floskeln wären, die gefühlte hundert Mal wiederholt wurden. Sowohl in den inneren Monologen und Gedankengängen von Hannah als Erzählerin als auch in den Dialogen: Es wurden ständig das Licht, der Horizont und, ach, die Liebe erwähnt und erfloskelt und gesülzt und geschwurbelt… Ja, klar, Licht und Horizont kommen auch im Titel vor, aber das muss mir doch nicht auf irgendwann fast jeder zweiten Seite nochmal mit dem Holzhammer eingebläut werden!

Und ganz von der Tatsache abgesehen, dass es einfach ein ewiggleiches Geschwurbel war: Es machte auch die Dialoge an sich lächerlich. Kann mir doch bitteschön keiner erzählen, dass ein normaler Mensch dauerhaft in einem Gespräch erzählt, dass er in seinem Gesprächspartner schon immer „dieses besondere Licht/Leuchten“ gesehen hat. Oder ähnlich schmalzige Kalendersprüche. Ich jedenfalls hab solche Leute nicht in meinem Bekanntenkreis – Gottseidank! Ich hätte vermutlich schon längst einen Exorzisten auf sie loslassen müssen. Es tut mir leid, das wirklich so hart ausdrücken zu müssen, aber nein: Das konnte ich einfach nicht ernstnehmen. Außerdem hat das ganze Gesülze auch irgendwie die Handlung ausgebremst. Lieber mehr Handlung, dafür weniger Ausschweifungen zu Luft, Licht und Liebe.

Deshalb leider nur 2,5 Sterne, die ich allerdings abrunden musste – ich habe einfach zu oft den Kopf schütteln müssen.