Es spricht zu mir!

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selina9a Avatar

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Sommer, Sonne, Strand und Meer. Eine Sonnenbrille, in der sich unsere beiden Protagonisten Alex und Poppy spiegeln, während sie auf einem ihrer berühmt berüchtigten Sommertrips das Leben genießen. Die gewählten Farben und das Design wirken kein bisschen kitschig, sondern angenehm frisch und sommerlich. Alles an diesem Cover von Emily Henrys Roman „Kein Sommer ohne dich“ schreit geradezu „URLAUB!“. Und zweifelsohne war dies einer der Hauptgründe, warum ich dieses Buch lesen wollte: Eine leichte Sommerlektüre, die in der aktuellen Hitze für Unterhaltung sorgt. Versteht mich nicht falsch, eine Sommerlektüre ist „Kein Sommer ohne dich“ definitiv. Aber gleichzeitig ist es noch so viel mehr.

Es ist eine Geschichte über Freundschaft, über Liebe, über das, was wirklich zählt im Leben. Eine Geschichte, die – egal wie unbeschwert sie auch erzählt sein mag – unglaubliche Tiefen aufweist. Eine Geschichte über zwei Menschen, die einander die Welt bedeuten, obwohl sie auf den ersten Blick nicht unterschiedlicher sein könnten. Der eine ruhig und bedacht, die andere laut und bunt. Dass sich Poppy und Alex gefunden haben, mag an Schicksal oder Zufall gelegen haben, vielleicht aber auch an Poppys Mitbewohnerin Bonnie, die die Fahrgemeinschaft der beiden in die Wege geleitet hat. Während dieser Autofahrt begegnen sie sich ohne jegliche Erwartungen und haben kein Bedürfnis, sich zu verstellen oder zu gefallen. So lernen sich Poppy und Alex ganz ungefiltert kennen und stellen fest, dass sie sich auf eine schräge Art und Weise auf derselben Wellenlänge befinden.

Diesen zarten Beginn der Freundschaft habe ich mindestens so sehr geliebt, wie die darauf folgenden Urlaube, die ja durchaus den Großteil von „Kein Sommer ohne dich“ ausmachen. Gerade für Poppy war das Reisen von enormer Bedeutung für ihre persönliche Entwicklung. So tough wie sie scheint, ist die Gute nämlich kein bisschen. Ihre Schulzeit war schlimm, sie passte nirgends hinein und die Einsamkeit war ihr ständiger Begleiter. Die gemeinsamen Sommertrips mit Alex waren genau die Flucht aus der Realität, die sie brauchte und sie war so glücklich wie noch nie in ihrem Leben, weil sie endlich sie selbst sein konnte, ohne dafür verurteilt zu werden.
Poppy ist eine wunderbare Protagonistin, mit der ich mich schon fast beängstigend gut identifizieren konnte. Alle ihre Sorgen und all die Päckchen, die sich mit sich herumträgt, sind alle so nachvollziehbar, so real. Auch Alex habe ich sofort in mein Herz geschlossen mit seiner von Zeit zu Zeit unbeholfenen, liebenswürdigen Art. Die beiden funktionieren einfach wahnsinnig gut zusammen und alle Höhen und Tiefen, die sie gemeinsam durchleben, sind stets glaubhaft und plausibel.

An dieser Stelle ein großes Kompliment an Emily Henry. Ihr Schreibstil ist von außerordentlicher Qualität. Locker, witzig, ironisch, dabei durchweg stilsicher. An keiner Stelle wirkt ihr Schreiben zu gewollt. Das gesamte Buch las sich so selbstverständlich und natürlich, wie man es sich stets wünscht aber nur selten tatsächlich zu lesen bekommt.
Auch der Aufbau von „Kein Sommer ohne dich“ verdient ein besonderes Lob. Die Aufteilung in zwei Zeitebenen – einmal die vergangenen Sommerurlaube, die sich chronologisch der Gegenwart annähern und einmal die aktuelle Reise der beiden – ist wirklich raffiniert. Zum einen erfährt man Vieles über Alex und Poppys Vergangenheit, und zum anderen weisen beide Zeitebenen eigenständige Spannungsbögen auf, die jedoch analog verlaufen und auf jeweils einen dem Leser unbekannten Höhepunkt zusteuern. Somit wird „Kein Sommer ohne dich“ zu einem regelrechten Pageturner, den man buchstäblich nicht mehr aus der Hand legen kann.

„Kein Sommer ohne dich“ war für mich ein absolutes Sommerhighlight, dass zwar schnell gelesen war, mich aber vermutlich noch sehr lange verfolgen wird. Alles an diesem Buch spricht zu mir und ist somit eine ganz klare Leseempfehlung!