bedrückend und berührend

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stephaniep Avatar

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Matteo betreibt Geldwäsche für die Mafia und wird daraufhin zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Im Gefängnis wird er schnell von Sergej unter dessen Fittiche genommen. Sergej schützt Matteo vor den anderen Insassen und missbraucht diesen regelmäßig. Matteo wird schnell von Sergej abhängig. Auch nach seiner Gefängniszeit ist diese Abhängigkeit deutlich spürbar.

Alesia Fridmans Schreibstil konnte mich von der ersten Seite an begeistern. Die Handlung ist einerseits fesselnd aber andererseits auch sehr bedrückend. Mir persönlich haben der Anfang und das Ende des Buches sehr gut gefallen und es wurde Matteos Abhängigkeit und der Gefängnisalltag sehr gelungen beschrieben. Allerdings gab es für mich im Mittelteil zu viele Längen, wodurch sich die Handlung etwas zog.

Die einzelnen Protagonisten sind unglaublich authentisch und glaubwürdig. Sie haben alle sowohl Stärken als auch Schwächen und Ängste, wodurch sie sehr menschlich wirken. Vor allem Matteo wirkte aufgrund seiner liebenswerten und verletzlichen Art, seiner Abhängigkeit, den psychischen Problemen und seinen Wünschen äußerst authentisch. Die Autorin konnte die Gefühle der einzelnen Charaktere sehr gelungen transportieren.

Die Autorin hat ein breitgefächertes und fundiertes Wissen rund um Medizin. Diese Kenntnisse lässt sie geschickt in die Handlung einfließen wodurch sie sehr authentisch erscheint. Allerdings gewinnen diese medizinischen Beschreibungen leider immer wieder etwas an Überhand, wodurch die eigentliche Geschichte rund um Matteo und Sergej etwas in den Hintergrund gerät und Längen entstehen. Die Autorin scheint sehr gut zum Thema Stockholmsyndrom recherchiert zu haben, da alles Geschriebene Hand und Fuß hat.

FAZIT:
„Kettenreaktion“ ist ein lesenswerter Roman, der die Themen Missbrauch und Stockholmsyndrom gelungen aufgreift. Die Thematik ist zum Teil etwas bedrückend aber sehr glaubwürdig. Für mich persönlich hat sich die Handlung im Mittelteil etwas in die Länge gezogen, weshalb ich 4 Sterne vergebe!