Etwas zu viel Friede, Freude, Eierkuchen

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savashanim Avatar

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Matteo, der verwöhnte Sohn eines italienischstämmigen Gastwirtpaares schmeißt sein Medizinstudium weil es ihm zu anstrengend wird. Weil er nicht weiß, was er machen soll, lässt er sich darauf ein, für die Mafia Geld zu waschen. Als alles auffliegt wird er zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt. Dort merkt er sehr schnell, dass die Regeln und Gesetze im Gefängnis anders sind und er nicht dafür gemacht ist, sich hier durchzusetzen. Er erregt die Aufmerksamkeit eines russischen Mitgefangenen, der dafür bekannt ist, sich der neuen "Boys" zu bedienen. Matteo spürt instinktiv, dass es keinen Sinn hat sich zu wehren, im Gegenteil hat er die Hoffnung, dadurch Schlimmerem zu entgehen. Unter Sergejs Schutz übersteht er die Zeit im Gefängnis und erlangt hier die nötige Reife, seine Zukunftsperspektive sinnvoll zu planen.

Mir hat der erste Teil des Buches sehr gut gefallen. Die Personen waren für mich recht glaubwürdig beschrieben und der Gefängnisalltag wurde gut dargestellt. An der Person eines Mithäftlings wurde anschaulich aufgezeigt, wie es Matteo auch hätte ergehen können. Ich konnte seine Handlungen gut nachvollziehen und seine Entwicklung war glaubwürdig. Auch die erste Zeit nach dem Gefängnis und das Zurückfinden zu sich selbst und ins Leben hat mir gut gefallen.

Was mich dann aber enttäuscht hat war zum einen die fehlende psychologische Erklärung der weiteren Abhängigkeit Matteos durch seinen Peiniger. Es wird der geneigten Leserin einfach als Tatsache verkauft, ohne dass es nachvollziehbar wäre. Außerdem entwickelt sich zum Ende hin für alle Personen das Leben in solchem Maße positiv, wie es normalerweise nur in schlechten Liebesromanen der Fall ist.
Es wäre natürlich wünschenswert, wenn alle Menschen nach einem Gefängnisaufenthalt die positive Unterstützung bekämen, die ihnen die Rückkehr auf den rechten Weg ermöglicht. Das wahre Leben sieht aber anders aus und ein wenig mehr Realitätssinn hätte ich mir dann auch im zweiten Teil des Buches gewünscht.