Fließend

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
meikymeik Avatar

Von

Matteo ist jung, weiß und zart, belesen, klug und bezeichnet sich selbst als Weichei. Aufgrund von Betrug und Geldwäscherei muss er nun mit diesen unpassenden Eigenschaften zwei Jahre im Staatsgefängnis neben den anderen Gefangenen überstehen. Beschützt wird er dabei von Sergej, der dafür jedoch sexuelle Gefälligkeiten verlangt und auch nach der Entlassung aus der Haft kann sich Matteo nicht aus der Beziehung zu Sergej befreien. Er kämpft darum, sich mit der lieben Bianca ein neues Leben aufzubauen, doch seine Vergangenheit holt ihn immer wieder ein.

Solch eine Geschichte habe ich noch nie gelesen und war sehr erwartungsvoll auf die im Klappentext beschriebene Entwicklung in „unerwartete Richtung“, ob es sich um das Stockholm-Syndrom handelt, ob Matteo als Opfer bei seiner Entführung ein emotionales Verhältnis zu seinem Täter Sergej aufbauen wird. Und ja, e wurde nicht zu viel gesagt!

Ich kann mir nicht vorstellen, dass es so in den Gefängnissen zugeht. Ich stelle es mir tatsächlich noch viel, viel schlimmer, grauenvoller, gewalttätiger und düsterer vor. Nicht so, dass man gleich von mehreren Seiten freundlich angesprochen wird, wie Matteo in dem Buch, sondern eher, dass man total ignoriert oder mit vollster Gewalt empfangen wird.

Man erkennt eine langsame Veränderung der Empfindungen von Matteo gegenüber Sergej. Und eine neue Veränderung folgt auf eine Veränderung – dafür ist der Titel des Buches wirklich perfekt gewählt.

Manchmal ist eine Situation schon sehr schmalzig und stellenweise finde ich die Geschichte nicht so tiefsinnig und teils oberflächlich geschrieben, aber trotzdem geht man voll mit der Story und es macht schon süchtig weiterzulesen. Ich war zwischendurch total vertieft in die Geschichte, alles um mich herum habe ich vergessen und bin total eingetaucht. Alesia Fridmans Schreibstil ist wirklich sehr fließend und anziehend.

Allgemein kann ich das Buch sehr empfehlen, es hat mich gut unterhalten.