Berührend

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cocowie Avatar

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Lange habe ich auf die Fortsetzung des ersten Teils gewartet und bin mit großen Erwartungen zurück nach Weißensee gereist.

Der Schreibstil der Autorin machte es dem Leser leicht, direkt ins Geschehen einzusteigen, sofort fühlte ich mich Emma und Marlene wieder verbunden.

Es ist keine leichte Zeit für die beiden, der Erste Weltkrieg tobt, die Not der Menschen ist groß, es fehlt an allem und dann bricht auch noch die spanische Grippe aus.

Erstaunlich aktuell wirkt die Szenerie, die doch schon mehr als 100 Jahre zurückliegt. Hygienemaßnahmen, Desinfektion, Isolation und abgesagte Veranstaltungen erinnern doch sehr stark an die Jahre 2020 und 2021… schon fast gruselig.

Zu den äußeren Bedingungen kommen noch persönliche Herausforderungen, für Marlene die ablehnende Haltung vieler Kollegen und Eltern einer weiblichen Medizinalpraktikantin gegenüber, für Emma die Sorge um ihr todkrankes Kind.

Im Laufe des Romans werden viele Themen angesprochen: der schon erwähnte Seuchenschutz, Kriegstraumata sowie Emanzipation und sogar schon erste Einsparungen und Zeitdruck im Gesundheitswesen.

Im Gegensatz zu anderen Büchern, die mir da schon eher zu ambitioniert ans Werk gehen, gelingt Antonia Blum der Spagat zwischen Fakten und Emotion sehr gut. Die Charaktere sind glaubhaft und lebendig, wodurch ihre Handlungen nachvollziehbar werden. Ich habe bei jedem Protagonisten das Gefühl, ihn gut zu kennen, ihm nah zu sein und Teil seiner Entwicklung sein.

Aus diesem Grund freue ich mich auch schon sehr auf den dritten Band, auf den ich leider wieder viel zu lange warten muss.