Hoffnung inmitten schweren Zeiten

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
magnolia-sieben Avatar

Von

Die Paare stehen Schlange, alle wollen sie noch getraut werden, bevor die Männer in den Krieg ziehen müssen. Auch Marlene und Maximilian reihen sich ein, stehen vorne. Und Marlene – möchte sie ihn so heiraten, ihren geliebten Max? Eine Hochzeit mit all ihren liebsten Menschen, in einem schönen Kleid ihm ewige Liebe schwören, das möchte sie.

So beginnt der zweite Teil der Kinderklinik-Saga, der im ausgehenden Ersten Weltkrieg mit all seinen Schrecken spielt, schicksalhaft sowohl für die Männer an der Front als auch der daheim Gebliebenen.

Bei Maximilian von Weilert brennen sich die entsetzlichen Bilder unwiederbringlich ein, hinterlassen ihre Spuren. Zurück vom Krieg kommt er als ein Anderer. Marlene dagegen kämpft gegen die Vorurteile der Männerwelt schlechthin - Frauen gehören nicht an den Operationstisch. Noch dazu hat sie einen erbitterten Widersacher, der alle Hebel in Bewegung setzt, sie auszubooten. Schwesternschülerinnen waren sie und Emma, ihre kleine Schwester. Emma geht in ihrer Schwesternrolle auf und Marlene will Ärztin werden, ist als Medizinal-Praktikantin an der Kinderklink tätig, das Zeug dazu hat sie allemal.

Das Warten auf den zweiten Teil, auf Jahre der Hoffnung, hat sich gelohnt. Die Geschichte knüpft direkt an den ersten Teil an und bald war ich wieder im Geschehen. Die Rolle der Frau war vor gut hundert Jahren eine ganz andere, sie hatte hinter dem Manne zurückzutreten. Eine Ärztin war so gar nicht vorgesehen, da eckte eine ambitionierte, gescheite und wissbegierige Frau natürlich des Öfteren an. Viel erfährt der Leser über die Anfänge der Kinderheilkunde und dem damaligen Wissenstand. Die Charaktere in ihrer jeweiligen Eigenart sind gut ausgearbeitet, man glaubt jeder Figur seinen Wesenszug. Das ein wenig Verschrobene, die Hinterhältigkeit und List, die Intrigen genauso wie das Herzliche. Eine wiederum spannende Reise zurück mit schon vertrauten Figuren. Ein kleiner Leckerbissen ist der Abstecher nach Klein-Hollywood, wie Weißensee in den 10er und 20er Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts genannt wurde.

Antonia Blum hat mir wiederum schöne Lesestunden beschert. Eine Melange aus schönen und traurigen Momenten, privat wie beruflich. Ein gelungener zweiter Band, der unbedingt gelesen werden will. Den dritten Teil „Tage des Lichts“ würde ich am liebsten sofort weiterlesen wollen, so aber muss ich mich bis September 2022 gedulden. Aber dann…