Spannende, medizinische Zeitreise!

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tansmariechen Avatar

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Marlene hat es geschafft! Sie hat Medizin studiert und bekommt einen Platz als Medizinalpraktikantin in der Kinderklinik Weißensee. Gemeinsam mit ihrer Schwester Emma hat sie dort bereits eine Ausbildung zur Kinderkrankenschwester gemacht. Der Arzt Maximilian Ritter, in den Marlene verliebt ist, kommt aus dem Krieg zurück. Seine Erlebnisse haben ihn verändert. Gemeinsam mit ihren Kollegen kämpfen sie gegen die Spanische Grippe, Typhus, Klinikintrigen und anderen Alltagsschwierigkeiten in Berlin nach dem 1. Weltkrieg. Dann erkrankt Emmas Sohn schwer...
Den Roman “Kinderklinik Weißensee, Jahre der Hoffnung” hat Antonia Blum gemeinsam mit dem ullstein Taschenbuch Verlag am 24.09.2021 herausgebracht. Das Cover ist passend zum Roman gestaltet und vermittelt die wesentlichen Informationen über die Erzählung. Titel und Name der Autorin sind gut sichtbar. Es handelt sich um den Folgeband zu dem Roman “Kinderklinik Weißensee, Zeit der Wunder”, der am 30.11.2020 erschienen ist. Diese Geschichte kann ohne Vorkenntnisse gelesen werden. Schöner ist es jedoch, den Vorgängerroman gelesen zu haben. Dann kann man die Entwicklung der Protagonisten besser nachvollziehen.
Auf diesen Roman habe ich mich sehr gefreut, denn den ersten Band habe ich bereits regelrecht verschlungen. Gespannt war ich, wie es Marlene, Max, Emma, Dr. Ritter, dem Pförtner Willi Pinke und vielen anderen Haupt- und Nebenfiguren in der Zwischenzeit ergangen ist. Allen voran habe ich Marlene bewundert, dass ihr Medizinstudium erfolgreich abgeschlossen hat. An ihr zeigt Antonia Blum deutlich die gesellschaftliche Rolle der Frau nach dem 1. Weltkrieg. Sie muss nicht nur deutlich mehr für ihren Traum kämpfen, sie muss sich auch vielen Anfeindungen widersetzen. Emma, alleinerziehende Mutter, kämpft gemeinsam mit ihrem Sohn oft genug um das wirtschaftliche Überleben. Die Autorin zeigt anhand von Emma sehr schön die gesellschaftlichen Denkstrukturen über alleinerziehende, berufstätige Mütter. An Maximilian zeigt sie, dass Menschen nicht nur an der Front sondern auch durch ihre Erlebnisse in dessen Umfeld Schaden genommen haben. Hier entwickeln sich die ersten Ansätze der psychosomatischen Sichtweise. Bekannt war schon lange, dass Kranke eine besondere Zuwendung benötigen. In diesem Roman wird der Gedanke aufgenommen, dass eine Krankheit auch psychische Ursachen haben kann. Mit ihrem bildhaften und flüssigen Schreibstil hat Antonia Blum sauber durch ihre Geschichte geführt. Ich habe viele unterhaltsame Lesestunden in Berlin verbracht und empfehle es gerne weiter.

Antonia Blum unterhält mit ihrer Erzählkunst in einer angenehm zu lesenden Art und Weise. Das führt zu einer klaren Leseempfehlung für alle, die gut recherchierte, historische Romane lieben, sich für Medizin interessieren und Lust auf Berlin nach dem 1. Weltkrieg haben.