Für Jugendliche grenzwertig

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janicka13 Avatar

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Vorab: Das Cover des Buches ist nicht nur ansprechend, sondern fängt das Wesentliche des Buches wirklich gut ein.

Von der Handlung möchte ich für Gewöhnlich nichts vorwegnehmen, aber wer den Klappentext und die erste Seite gelesen hat, weiß eigentlich, worum es geht. Der Protagonist, dessen Namen erst spät erwähnt wird und irrelevant erscheint, ist tot. Und das mit 13 Jahren. Seine an sein Grab gekettete Seele erzählt dem Leser - oder dem Grabnachbarn? - Was geschehen ist. Das Ende aber steht von Anfang an fest: Der Junge, der anders als seine Freunde noch mehr Kind als Teenager ist, wird die Sache nicht überleben.
Was mích an dem Roman fasziniert hat, ist die teils noch unbedarfte, naive Erzählweise des Protagonisten, die Kurzweiligkeit (auch durch sehr kleinteilige Kapitel bzw. Abschnitte), aber auch der abwechslungsreiche, auflockerne Wechsel zwischen der Erzählung vom Lebensende und den Gedanken, die sich die Seele nach dem Tod macht.
Aus meiner Sicht hat der Roman sehr viel Tiefgang und regt zum Nachdenken an. Was es aber für mich nicht ist, ist ein Jugendbuch. Dafür ist das Buch leider zu brutal - nicht in seinen Beschreibungen, es werden kaum Gewaltszenen beschrieben, und jedenfalls nicht in dramatischer Art. Aber die Tatsache, dass solche Geschehnisse in gewissen Milieus und Vierteln, wenn auch meist ohne Todesfolge, an der Tagesordnung stehen, finde ich aus heutiger Erwachsenensicht sehr erschreckend und traurig. Auch wenn ich hoffe, dass die Geschichte eher in die gesetzlose Zeit in den 90er Jahren in Ostdeutschland fällt und heute nicht mehr ganz so verbreitet wäre.
Dass der Autor sich von einer wahren Lebensgeschichte aus dem Nationalsozialismus hat inspirieren lassen, ist umso verstörender. Literarisch sehr gut umgesetzt, aber menschlich sehr traurig.