Unter Wölfen

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murphy12 Avatar

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Die Hauptfigur Mario ist mit 13 Jahren gestorben. Er erzählt seine Geschichte als Geist- quasi aus seinem Grab heraus. Dabei wird ungeschminkt, aber auch ohne gewaltverherrlichende Passagen, sein Leben in einer Plattenbausiedlung geschildert. Hier werden die Kinder im Wesentlichen sich selbst überlassen. Sie leben in kleinen Wohnungen und auf trostlosen Hinterhöfen. Die Abwesenheit der Eltern, die in ihrem eigenen Leben verstrickt zu sein scheinen und die Sorgen und Nöte der Kinder so nicht wahrnehmen, hat mich erschreckt und abgestoßen. Aber auch dieser Aspekt wird lediglich als Tatsache festgestellt- ohne jede Wertung. Mario freundet sich mit einem jugoslawischen Nachbarsjungen Rajko an. Dieser ist Boxer und mutig, gerät jedoch ins Visier einer jugendlichen Nazigruppe, die auch vor Gewalt nicht zurückschreckt, um ihre Vormachtstellung zu festigen.
Die ruhige, dabei eindringliche und realistische Darstellung der Eskalation zwischen den Jugendlichen wird nachvollziehbar dargestellt. Aber hier kann auch eine tiefe Freundschaft entstehen, die hilft und trägt. Das Buch lässt sich gut und schnell lesen.
Die Geschichte wird in der Gegenwart und auf verschiedenen Zeitebenen in der Vergangenheit erzählt. Auch wenn ich die einzelnen Kapitel nicht immer in diese Ebenen einordnen konnte, war die Erzählweise insgesamt verständlich und logisch.
Keine leichte Kost, aber gut aufbereitet.