Altherrenliteratur

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buchmareike Avatar

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Ich gebe zu, dass ich nicht jeden Tag Proust oder Kafka zum Frühstück lese. Aber ich kenne Thomas Mann, mit dem Mobebach gerne verglichen wird. Tatsächlich gibt es Parallelen, doch ich frage mich, ob Literatur tatsächlich noch so selbstverliebt und unverständlich sein muss, wie zu Manns Zeiten. „Die Sprache drängelt sich vor die Handlung“ schreibt Tobias Rüther in der FAZ, und genauso ist es auch. Mosebach überhöht seinen Stil und seine Sprache so dermaßen, dass Handlung und Figuren zweitrangig werden.
Es gibt drei Hauptpersonen. Die erste ist der verschwenderisch reiche Krass, der mit seiner Entourage durch Neapel zieht. Er besichtigt Häuser und zieht ein kulturelles Unterhaltungsprogramm durch, das nur sein aufgeblasenes Ego zur Schau stellen soll. Denn er ist selbst nicht kulturell interessiert.
Ihn begleitet der kriecherische Doktor Jüngel. Ein Pechvogel und unfähig, sein Leben selbst in die Hand zu nehmen. Im zweiten Teil des Buches spielt er lamentierend die tragende Rolle. Dieser Teil war sehr zäh und langweilig.
Lidewine Schoonemaker, eine Flämin, ist Krass’ weiblicher Gegenpart. Eine furchtbare Hauptfigur, der es offenbar gefällt, allen Männer zu Willen zu sein, und die völlig verdrehte Vorstellungen hat. Z.B. befreit sie einen Hahn, weil sie es nicht ertragen kann, einen Mann gefangen zu sehen. Sie nimmt sich von Anfang an als männliches Anhängsel war und ändert dies auch zum Ende des Buches hin nicht.
Insgesamt wirken die Figuren eher wie Karikaturen ihrer selbst, allen voran die weiblichen. Ich lese lieber Bücher, in denen Autoren ihre Figuren ernst nehmen.

Das Finale in Kairo ist völlig absurd. Die Begegnung von dem Anwalt und Krass: Eine Rettung „Deus ex machina“. Die Begegnung zwischen dem Anwalt und Lidewine… Nein! Die Szene hat mir überhaupt nicht gefallen. Die Auflösung der Geschichte ist meiner Meinung nach schlecht gelungen und die Darstellungen der weiblichen Charaktere chauvinistisch und frauenfeindlich. Armes Deutschland, wenn das deine Literatur des zweiundzwanzigsten Jahrhunderts ist!