Bezaubernd banal und schmerzhaft schön

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Ich bin absolut begeistert vom Schreibstil der Mireille Zindel!
Sie vermag der Banalität des Alltags eine süß-schmerzhafte Tiefe abzugewinnen, die den Leser ernsthaft berührt! Es ist die Magie der kleinen Worte als deren Meisterin sie sich zu erkennen gibt! Lichtjahre entfernt vom romantisch verklärten Liebeskitsch!
Meret, die Hauptfigur des Romans, schreibt einen langen Brief an einen Mann, den sie auf eigentümliche Weise, aufrichtig geliebt hat. Das Ergebnis ist dieser ganze Roman - Kreuzfahrt.
Sie schreibt zartfühlend als verheiratete Frau und Mutter zweier kleiner Kinder, die ihr Herz an einen Mann verliert, der wie sie selbst eine junge Familie hat. Ein Mensch, der wie sie in einer schier unauflöslichen Bande gebunden ist.
Beide sind sie unglücklich in ihren Beziehungen, hin- und hergerissen zwischen Langeweile und Überforderung . Das einstige Liebesglück, das sie vielleicht einmal hatten, falls überhaupt(!) hat sich längst in Sehnsucht und Frust verwandelt.
Es ist nicht das große Unglück, für das man Verständnis und Mitgefühl erntet. Es ist das unerfüllte Dahinsiechen, hinter einer wohlanständigen Fassade, die Jan und Meret zusammenführt. Ihre Liason enthüllt eine banale, umso schrecklichere Dimension des Leidens von modernen Menschen, die in vermeintlicher Freiheit leben!
Sehr viele Leser und Paare werden sich und ihre Beziehungen durch die Lektüre dieses Buches neu reflektierten und hinterfragen müssen. Es steckt voller alltäglicher Identifikationsmöglichkeiten!
Von mir eine klare Leseempfehlung, ohne wenn und aber!