Kreuzfahrt

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Zwei Paare, die in derselben Straße in derselben Stadt wohnen, treffen sich zufällig im Urlaub, d.h. Mann 1 trifft Frau 2. Beide sind in ihrer Ehe irgendwie unglücklich, beide sind unbewusst auf der Suche. So ergibt sich eine (heimliche) Beziehung, die der Ich-Erzählerin hilft, eine Lebenskrise, in der sie sich offensichtlich befindet, zu überwinden. Es ist eines von den eher langsamen und bedächtigen Büchern, es passiert nicht so viel. Die Autorin beschreibt eher Gefühlszustände als Handlungen. Wenn sie sich mal auf Handlungen konzentriert, wiederholen sich diese das eine oder andere Mal, z.B. Abendessen zu viert oder Verabredungen zwischen den beiden Liebenden. Zwischendurch wird häppchenweise eine Parallelgeschichte eingestreut, eine Freundin auf Kreuzfahrt, die auch jemanden trifft. Ist eigentlich unnötig, die Parallelen sind nicht gut gemacht.
Das Buch ist im Prinzip ein Psychogramm der Protagonisten. Jeder wird ein bisschen seelisch seziert, wobei sich die Autorin ihre Protagonisten immer abwechselnd und häppchenweise vornimmt. Man fragt sich als Leser, wo die Autorin mit ihrer Geschichte hin will, d.h. wie sie den beziehungstechnischen Knoten, den sie da knüpft, wieder lösen wird. Diese Lösung fällt ihr ein, sie ist gut gewählt und nachvollziehbar. Das Ende ist so leise, wie das gesamte Buch. Der Schreibstil ist ansprechend, der Text gut zu lesen, wenn auch manchmal ein bisschen holterdiepolter, so dass es dem Leser nicht so leicht fällt zu erkennen, wer gerade was gesagt hat. Nur an manchen Stellen hätte ich mir einen Genitiv gewünscht, da holpert der Text dann doch, man hätte dort flüssiger formulieren können. Im Nachwort dann noch ein Bekenntnis, der Leser kann auch das irgendwie nachvollziehen. Alles in allem gut zu lesen, man muss sich nur ein bisschen Zeit und Muße nehmen, es ist kein Buch, das sich mit seiner Handlung überschlägt.