Menschen und ihre Geschichten

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
pink Avatar

Von

Eine Begegnung im Urlaub - wie selbstverständlich setzt sich Jan zu Meret an den Tisch in dem Lokal am Strand während Ihre Partner und die Kinder derweil am Strand sind. Sofort ist dort eine Anziehung zwischen den beiden, es tun sich Möglichkeiten auf, zumal die beiden Familie in der gleichen Stadt wohnen. Bei einem gemeinsamen Abendessen wird sichtbar, dass die Frauen sich vom Sehen her kennen, dass Romy und Meret's Mann Dres und die Kinder sich auch vom Spielplatz her kennen. Wieder zuhause beginnen sich die Familien zu treffen und schließlich wohnen die beiden Familien sogar im gleichen Haus in Zürich.
Beide Paarbeziehungen sind in die Jahre gekommen, die Liebe ist verschüttet unter der Gewohnheit und Langeweile, und doch fühlen sie sich als Teil einer Familie, eine gewisse Beständigkeit , allerdings bricht jeder auf seine Weise aus.Romy hält es nirgends lange aus und taucht ab in esoterischen Welten, Jan ist beruflich viel unterwegs und ansonsten läuft er joggend dem Stress davon, von dem ruhigen Dres erfahren wir wenig, und in Meret ist manchmal eine Sehnsucht, "eine andere zu sein, ein anderes Leben zu führen", entstanden aus dem Augenblick der kurzen Begegnung mit Jan. Und so beginnen Meret und Jan eine Affäre, warum überhaupt, fragt sie sich? Einerseits aus Verzweiflung heraus und dann, um noch mal ein Stück Freiheit zu haben. Ein Liebesgeschichte, aber über allem schwebt aus Meret's Perspektive ständig mit, dass es vorhersehbar ist, wie es enden wird.
Das alles wird aus Meret's Sicht erzählt, sie schreibt über die ein Jahr andauernde Beziehung in Briefform, an Jan gerichtet, immer wieder hinterfragend, warum das alles und während des Schreibens versteht sie immer mehr. Es ist so wichtig, begreift sie nach einer überraschenden Wendung, dass man erzählt, Menschen und ihre Geschichten, sie hätte gerne eine spezielle Geschichte gehabt und doch ist es nur eine wie es viele gibt, aber die Liebe ist es wert, dass man von ihr erzählt. Die Geschichte in der Geschichte, die Meret zur Freude von Romy in Etappen erzählt, eine Begegnung während einer Kreuzfahrt, ist ein Beispiel davon, dass Menschen Geschichten brauchen, um ihre Sehnsucht zu stillen.
Mir hat besonders der melancholische Grundton sehr gut gefallen, über allem schwebt schon die Unmöglichkeit, ein neues Glück zu finden, weil das die eigene innere Zerrissenheit der Protagonisten doch nicht löst. Philosophisch fast und doch nüchtern beobachtet, atmosphärisch dicht, und zugleich wird das alles mit einer Leichtigkeit erzählt, als würde eine Feder vorbeischweben.