Realität

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meeries Avatar

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Meret und Jan sind mit ihren Familien in Italien im Urlaub, brauchen jedoch beide Zeit für sich und treffen auf der Terasse eines Restaurants aufeinander von wo aus das "Unheil" seinen Lauf nimmt: sie stellen fest, dass sie in ihrer Heimatstadt Zürich nur wenige Häuser voneinander entfernt wohnen und fühlen sich sofort zueinander hingezogen.
Zurück in der Heimat beginnen sie eine leidenschaftliche Affäre. Wenig später hat Jan einen Unfall und kann (oder will, das geht aus dem Buch nicht wirklich hervor) sich nicht mehr an Meret erinnern und kehrt zurück zu seiner Familie.

Fasst man die Handlung auf diese Weise zusammen erscheint sie einem wie ein oberflächlicher Frauen-Urlaubs-Liebes-Roman, der vermutlich nicht schnulziger sein könnte und bei dem man am Ende des Buches mit einem Tränchen im Auge seufzend am Strand sitzt.

Tja, so einfach ist es leider nicht...

Das Buch ist weitaus tiefgründiger. Es bringt einen beim Lesen dazu über die eigene Ehe oder Beziehung, die eigenen Familienstrukturen und seinen eigenen Platz im Leben nachzudenken. Bin ich zufrieden? Nehme ich meinen Partner/meine Partnerin/meine Kinder in ihren Bedürfnissen wahr und schaffe ich es gleichzeitig meine eigenen Bedürfnisse zu vermitteln und werden Sie von den Anderen wahr genommen? Oder leben wir auch eine oberflächliche Beziehung? Was muss sich ändern, was ist gut so wie es ist? Wie viel Einfluss haben andere auf uns und wieviel wir auf andere?
Alles Fragen, die für das Funktionieren von Beziehungen essentiell sind.

Das Buch ist flüssig, aber nicht locker zu lesen, eben weil man beim Lesen immer wieder in seine eigene Gedankenwelt abdriftet. Die Geschichte der Protagonisten ist sehr gut dargestellt, die einzelnen Charaktere sind gut ausgearbeitet. Einzig die immer wieder eingestreute "Kreuzfahrtgeschichte" in der sich eine Reisende in einen Manschafftsoffizier verliebt, war meiner Meinung nach vollkommen überflüssig.

Die Umschlaggestaltung ist sehr ansprechend und trifft die Situation sehr gut. Daher hat wohl auch die überflüssige "Kreuzfahrtgeschichte" ihre Daseinsberechtigung, denn ohne diese wäre das Bild mit den Inseln ja nicht wirklich plausibel gewesen.

Alles in Allem ein sehr gutes Buch, welches ich vorbehaltlos jedem empfehlen kann, der dahinter eben keinen Sommer-Sonne-Sorglos-Roman sucht!