Guten Appetit: na dann "Mahlzeit"

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botte05 Avatar

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Rezension: Joachim Rangnick, Lämmerweid, List Taschenbuch, Krimi, Taschenbuch, 368 Seiten, 8,99 €, Erscheinungsdatum: 15.02.2013

„Wo die Toten keine Ruhe finden… ist Journalist Robert Walcher oft nicht weit: Als ein Informant tot am Rande einer Schafswiese aufgewunden wird, gerät Walcher unter Mordverdacht. Wusste das Opfer zu viel über die Machenschaften eines Agrarkonzerns? In einer Situation, in der Walcher dringend Freunde bräuchte, kämpft er allein – gegen maßlose Gier und tödliche Skrupellosigkeit. Wem kann Walcher noch trauen?“ – Zitat Buchrücken.

Der Journalist Robert Walcher lebt auf seinem Hof zusammen mit der Haushälterin und guten Seele Mathilde, seiner Tochter Irmi und gelegentlich seiner Freundin Theresa. Nur sind derzeit alle „ausgeflogen“, so dass er sich zunächst über den Besuch seines Freundes, dem Ersten Kriminalhauptkommissar Brunner, freut. Da ein Mord passiert ist, wird Brunner direkt dienstlich und verhört Walcher nicht nur, sondern verdächtigt ihn aufgrund der Indizien offen des Mordes.

Konsterniert und auf sich gestellt, beginnt Walcher mit seinen eigenen Recherchen, lediglich die nach und nach heimkehrenden Lieben unterstützen ihn nach ihren Möglichkeiten. „Leichen pflastern seinen Weg“ könnte der weitere Verlauf der Handlung betitelt werden. Anhand des Vermächtnisses des ersten Toten (Julian Koenig - Pressesprecher von Eufoodic, Presseagentur für Agrarfirmen) kommt Walcher einem Skandal unerhörten Ausmaßes auf die Spur und die Gegner sparen nicht an Kosten und Mühen, ihm sein Handwerk zu legen, indem sie es auf ihn bzw. seine Familie abgesehen haben. Die Kontakte der Widersacher reichen bis in höchste wirtschaftlich und politisch einflussreiche Ebenen. Aufgrund alter treuer Weggefährten, guten Kontakten, Hilfe von unerwarteter Stelle und dem nötigen Quäntchen Glück gelingt Walcher jedoch die lückenlose Aufklärung der Morde und die Veröffentlichung des Nachlasses von Julian Koenig.

Der Prolog erinnert mich an den Schafskrimi „Glennkill“ von Leonie Swann, bevor sich die Handlung zügig den Menschenwesen widmet. Neben einem guten, soliden Krimi in wunderschöner Allgäuer Landschaft, einheimischen "typischen" Menschen und Mundart hat die Handlung – obwohl in dieser Darstellung reine Fiktion – einen dramatischen Bezug zur Realität, gerade jetzt mit frischer „Nahrung“ versorgt.

Man mag sogar glauben, Joachim Rangnick habe – wie Mathilde – das „zweite Gesicht“, da er bezüglich Schlagzeilen, die in den Nachrichten bombenmäßig einschlagen würden, u. a. schreibt: „ „Der Stoff“ stellte er fest, „hat gute Chancen, in der Tagesschau zwischen der Rücktrittserklärung des Papstes und... - … erwähnt zu werden“ “ – Buchzitat S. 181. Sollte jetzt in Kürze die „konstitutionelle Monarchie in Bayern ausgerufen werden“ – ebenfalls Buchzitat S. 181 – werde ich echt stutzig… (das Buch muss doch zu diesem Zeitpunkt schon fertig gewesen sein!?)

Nach meinem Einstieg in den „Allgäukrimi“ durch (die Pioniere?) Volker Klüpfl & Michael Kobr und ihrem schrulligen Kommissar Kluftinger war ich fest überzeugt, dass es „nur einen“ Allgäukrimi geben könne (gilt nur für das Buch, nicht für den Film… [bzw. Bücher / Filme]). Auch wenn nun Krimis mit Lokalkolorit dann plötzlich „in Mode“ waren, hatte ich Sorge, dass könnte Massenware nach dem Motto „da kupfer ich halt ein wenig ab“ werden. Dies war mein erster Rangnick. Aber der Journalist Robert Walcher ist ein völlig eigener Charakter und gar nicht nachgemacht. Und mit seinen Ecken und Kanten ein toller Kerl. Die Vorgängerbücher werde ich auf jeden Fall gelegentlich lesen! Ein Genuss für Krimifans!