Lämmerweid

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Ein investigativer Journalist deckt illegale Machenschaften der Agrar- und Düngemittelindustrie bzw. ihrer Lobbyisten auf.

Endlich ein Buch, das hält, was es verspricht. Zunächst erzeugt der Autor eine ländliche Idylle, die an den letzten Urlaub erinnert, so dass man anfangs den Eindruck hat, als handele es sich um einen gemütlichen Provinzkrimi, der den Leser nicht weiter aufregt, wozu natürlich auch der Rotwein- und Spirituosenkonsum beiträgt. Dann wird man aber schnell eines Besseren belehrt, denn so idyllisch ist die Idylle nicht. Der Autor schafft es jedoch, die Balance zwischen der heilen Welt und der spannungsgeladenen Handlung zu halten. Hierbei stört es auch nicht, dass die Hauptpersonen immer wieder glimpflich davonkommen und die Leichen anderswo entstehen.

Zwischendurch flicht der Autor seine Botschaft ein: Die Welt in den Fängen der Agrar- und Düngemittelindustrie. Von der Sache her sicherlich nicht ganz unberechtigt (geht schließlich regelmäßig durch die Medien), sind die Monologe von der Länge her jedoch grenzwertig, aber gerade noch so zu ertragen. Seine leichte Tendenz zur Weltverbesserermentalität sollte der Autor jedoch nicht übertreiben. Er kommt teilweise in seinem Lamento vom Hundertsten ins Tausendste, so wird der Stuttgarter Bahnhof genauso durchgekaut wie die fehlende Kontrolle über die Geheimdienste. Hier sollte er den Leser nicht überstrapazieren.

Der Text ist sehr gut geschrieben, die Sprache realitätsnah. Man merkt, dass sich der Autor beim Schreiben die erforderliche Zeit genommen hat und mit Sorgfalt vorgeht. Er nimmt sich sogar die Zeit, Komparsen, wie das segelbegeisterte Ehepaar, das eine der Leichen findet, ein bisschen detaillierter zu skizzieren. Figuren, die eine größere Rolle spielen, sind sehr umfassend gezeichnet und mit einer Hintergrundgeschichte versehen. Die Handlung hat keine losen Enden und sogar an so profane Dinge wie die Kosten für die Security-Aktion am Schluss wird gedacht.

Insgesamt erinnert dieses Buch vom Stil her sehr an Mankells Wallander (der lamentiert schließlich auch immer ein bisschen). Es hat wirklich Spaß gemacht, es zu lesen. Mehr davon!