Rangnick hat es wieder geschafft

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horrorbiene Avatar

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Die „Krimis“ von Herrn Rangnick sind keine klassischen Krimis. Statt eines ermittelnden Kriminalbeamten ist die Hauptperson der Investigativ-Journalist Robert Walcher. Doch nicht alle seine Romane sind so gestrickt. Rückwirkend betrachtet ist wirklich jeder der bisher bei List erschienenen Bücher für sich gesehen anders und manchmal muss Walcher, was den Fokus betrifft etwas zurückstecken und andere Charaktere werden wichtig. Dies finde ich sehr erfrischend: Im Prinzip weiß man, was man bekommt: Eine umfangreich gestaltete Kriminalgeschichte um Walcher im beschaulichen Allgäu mit Alpenpanorama. Und doch kommt alles ganz anders. Gemein haben die Bücher, dass stets ein politisches oder gesellschaftliches Thema kritisch von Walcher in Augenschein genommen wird. In diesem Buch ist dies die Lebensmittelchemie- und Agrarindustrie. Dieses Thema finde ich nicht nur an sich sehr bedeutend und interessant, nein, in diesem Buch wird es auch noch gekonnt in Szene gesetzt. Mich hat es jedenfalls zum Nachdenken gebracht, zu lesen, was Chemikalien und genmanipulierte Pflanzen für Auswirkungen auf Mensch und Umwelt haben können. Ganz zu schweigen davon, was wir täglich durch die Light-Pordukte zu uns nehmen. Mir hat die Umsetzung im Buch jedenfalls sehr gut gefallen.
Doch auch der Krimi kommt hier nicht zu kurz. Walcher muss in diesem Buch allein „ermitteln“, da sein Freund Kommissar Brunner Distanz zu ihm wahrt, da Walcher in den laufenen Ermittlungen unter Verdacht gerät. Wieder einmal kommt der Journalist den Bösen zu nahe und muss sich um das Wohl seiner Lieben sorgen. Dies erzeugt Spannung und dies ist das erste Buch von Rangnick, dass ich wirklich nicht mehr aus der Hand legen konnte. Der fehlende Spannungsbogen, war meist der größte Kritikpunkt der Vorgängerbände.
Auch in diesem Band lässt Rangnick es nicht aus, den typischen Allgäuer-Charme hervorzuheben – ein weiterer Grund, warum mir seine Bücher so gut gefallen. Zwar fallen sie durch den gesellschaftkritischen Grundton und dem Journalisten Walcher aus dem typischen Allgäu-Krimi-Schema heraus, bieten aber damit eine gelungene Abwechslung. Die Mischung zwischen dem Allgäu-Charme und dem politischen Spiegel, den der Autor dem Leser vorhält, schätze ich an seinen Büchern sehr.

Fazit: Lämmerweid ist wieder ein gesellschaftskritischer Roman mit einer realistischen Geschichte, die diesmal jeden etwas angeht, da jeder auf eine Weise mit Lebensmittel- und Agrarchemie in Kontakt gerät – ich zumindest habe mich in manchen Punkten auch angesprochen gefühlt. Endlich stimmt nicht nur die Thematik, sondern die Spannung bleibt konstant hoch. Meiner Meinung nach Rangnicks bisher bester Roman.