Verwirrspiel

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strickli Avatar

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Die Leseprobe versprach viel - zu viel?
Insgesamt betrachtet lässt sich die Geschichte darauf reduzieren, dass ein kleines Licht in einem riesigen Konzern vergeblich versucht, dessen Machenschaften und enorme Verstrickungen aufzudecken und anzuprangern, zuvor jedoch ermordet wird. Seine Recherchen können letztenendes, nach viel Ermittlungsarbeit, Auffinden von Zusammenhängen und eigenen journalistischen Bemühungen der Hauptfigur, des Journalisten Robert Walcher (Hunde- und Weinliebhaber), doch noch veröffentlicht werden.
Dieses Ziel mitzuerreichen, verlangt dem Leser aber einiges ab: gefragt ist allerhöchste Aufmerksamkeit, da es fast das gesamte Buch über wichtige Informationen nur so hagelt. Es werden neue Charaktere eingeführt, die dann umgebracht werden oder sich selbst umbringen, Zusammenhänge werden hergestellt, es wird von Visionen berichtet, Ermittlungsarbeiten werden übernommen, es gibt falsche Polizisten, nebenher wird eine Beziehung beendet, es geht um lange zurückliegenden Kindsmissbrauch und immer wieder um die Machenschaften des Wirtschaftsriesen Eufoodic, dessen Fänge enorm weit reichen - bis in Polizei-, Politiker-, Wirtschafts- und Pressekreise hinein.
Der Leser muss permanent am Ball bleiben, sonst droht er in der Informationsfülle quasi unterzugehen. Manch einer mag ein enges Erzählgerüst schätzen, bei dem jede Seite nur Wesentliches enthält - das treibt die Geschichte natürlich enorm schnell vorwärts. Schon auf den ersten 60 Seiten sterben drei Menschen!
Manch einer möchte aber lesenderweise gern auch unterhalten werden - Stellen, die nur der Entspannung dienen, wie z.B. mal der eine oder andere Tipp zur Hundeerziehung, muss man hier aber gut suchen.
Insgesamt ist der Erzählstil interessant, für meinen Geschmack aber zu dicht. Der Autor hätte gern 100 Seiten mehr spendieren können, um dem Leser auch Raum für etwas Spaß zu lassen.
Die Geschichte selbst ist gut - stimmig, zum Teil sogar erschreckend und regt dazu an, sich näher mit dem Thema der Lebensmitteltechnologie und deren Schattenseiten zu beschäftigen. Mein persönliches Fazit ist, dass man für ein Buch dieser Art die Zeit haben sollte, es in wenigen Tagen zu lesen, ansonsten fällt es schwer, der Geschichte zu folgen.