Ein großes, sehr trauriges Puzzle

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sursulapitschi Avatar

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Dieses Buch ist ein bisschen wie ein großes Puzzle. Man bekommt hier ein Stück und findet dort noch eins und langsam aber sicher erhält man ein Bild.

Anfangs hat man nur Lew, der nach Indien gereist ist, um seinen Vater zu suchen, den er 30 Jahre lang nicht mehr gesehen hat.
Und Tadija, der aus Serbien mit seinem Enkel nach Deutschland kam, um seine Tochter zu suchen.
Oder Ira, die der alten Evi hilft, ihre Bäckerei zu führen und ihren Sohn John ganz alleine aufzieht.
Ihre Geschichten haben miteinander zu tun und erzählen vom Leben in der DDR, von Eltern, die Kinder verlassen und Kindern, die Ersatzeltern bekommen, von Träumen, die am Regime scheitern und auch vom Mauerfall. Gleichzeitig erfährt man, dass auch eine Kindheit im Westen nicht märchenhaft verlaufen muss. Es gibt Eltern, denen persönliche Ziele wichtiger sind als ihre Kinder, oder manchmal liebt man auch einfach zu sehr…

Der Schreibstil ist wunderschön, eindringlich und sehr eigen, auf unaufdringliche Art poetisch. Man kann sich sehr gut einfühlen, auch wenn man oft nur ein ganz kurzes Stück Erinnerung bekommt, hier und da ein paar Impressionen. Auch zeitlich springt es munter hin und her.
Es dauert lange, bis man weiß, was sich genau ereignet hat. Manche Information steht mehr als Idee im Raum. Und dann formt sich ein Bild aus mehreren sehr traurigen Geschichten.
Vielleicht hätte man auf den ein oder anderen tragischen Schlenker verzichten können. Es ist fast mehr, als man aushalten kann.

Am Schluss ist man wirklich mitgenommen, hat viel durchlitten, die vage Idee von einem möglichen Happyend und das Gefühl, ein sehr besonderes Buch gelesen zu haben.