Ich bin hin- und hergerissen...

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
ismaela Avatar

Von

"Länger als sonst ist nicht für immer" ist ein relativ kurzer Roman über die Kindheit und das Erwachsenenleben von drei Menschen, deren Geschichte abwechselnd erzählt wird, teilweise auch in Rückschauen in die Vergangenheit. Der Text liest sich leicht und schnell und flüssig, und ich habe das Buch gerne gelesen. Die Figuren werden sehr liebevoll gezeichnet, es gibt interessante Einblicke der einzelnen Personen und die Ideen sind, wie ich finde, nicht unoriginell.
Trotzdem gibt es einige Längen und Ungereimtheiten.
Zum Einen wirken die auftretenden Personen allesamt gleich; zwar wirklich liebenswürdig, aber irgendwie eben alle gleich, es ist schwierig zu beschreiben. Alle sind in ihrer Kindheit von einem Wissenshunger durchdrungen, alle nehmen Eindrücke ihrer Umwelt, Gefühle, Freundschaften etc. gleich intensiv auf, alle sind gleich liebenswert und süß und werden von den Mitmenschen vergöttert oder doch zumindest sehr gemocht. Es gibt auch die eine oder andere "Kante", die ein bisschen Unruhe reinbringen soll, aber die fallen fast nicht auf.
Auch gibt es viele Erzählstränge, die irgendwie im Nichts verlaufen oder nicht näher erklärt werden - warum ist die Mutter von Ira so "gefährlich"? Weil sie so eine radikale Aktivistin - für was? - ist? Ist ihr Vater nun ein latent Pädophiler? Was ist tatsächlich mit Lews Mutter passiert? Lew und Ira treffen sich holterdipolter, das wird noch schnell am Schluss beschrieben... Wie kamen Lews Eltern genau nach Indien und warum gerade dort hin? Was sagt Lews Bruder eigentlich dazu? Das zieht sich durch den ganzen Roman und lässt den Leser ein bisschen unbefriedigt zurück.
Ich hatte immer das Gefühl, dass für diese ganzen Geschichten einfach zu wenig Platz da ist, um sie so richtig auszuarbeiten, oder man hätte auf die ein oder andere Person verzichten sollen, um die verbliebenen ein bisschen intensiver beleuchten zu können.
Alles in allem ist "Länger als sonst ist nicht für immer" aber ein sehr anrührendes Buch und sehr schön für faule Badewannenstunden geeignet. :-) Ich bereue es jedenfalls nicht, es gelesen zu haben!