Länger als sonst ist nicht für immer

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yaya Avatar

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Ira, Fido und Lew drei Menschen, deren Wege sich kreuzen und dann wieder auseinander gehen. Die Geschichte beginnt mit den "two Germany": Während Lew in der DDR aufgewachsen ist, lebt Ira in einer kleinen schwäbischen Stadt und trifft dort auf Fido, der mit seinem Großvater aus Jugoslawien gekommen ist, um seine Mutter zu sehen. Über die Jahre hinweg müssen die Kinder feststellen, dass ihre Mütter sich leider nicht so um sie kümmern, wie sie es sich eigentlich wünschen: Lews Eltern begehen Republikflucht, weil seine Mutter es nicht mehr in der DDR aushält, Fridos Mutter hat sich aus dem Staub gemacht und führt ein neues Leben ohne ihren Sohn und Iras Mutter verabscheut sie und will sie nur um sich haben, wenn sie damit etwas erreichen kann.

Die Geschichte wird aus zwei Perspektiven erzählt: Iras und Lews. Obwohl Fido nie aktiv die Erzählposition einnimmt, erfährt man viel über ihn durch Ira, da ihre Kindheit eng mit einander verflochten ist. Ira und Lew wechseln sich ab und innerhalb der Kapitel kommt es zu mehreren Zeitsprüngen, in Form von Kindheitserinnerungen. Erst ziemlich spät erfährt der Leser, wie und warum sich Lew und Ira kennengelernt haben. Jeder führt mittlerweile sein eigenes Leben, doch gibt es etwas, was sie mit einander verbindet. Während des Lesens hat man nicht nur einmal das Gefühl, dass alle drei Personen auf der Suche nach ihren Wurzeln sind. Zwar hatte Lew einen fürsorglichen Großvater, Ira einen liebevollen Vater und Lew eine fürsorgliche Adoptivfamilie, aber erst nach und nach wird klar, mit welchen Schwierigkeiten sie zu kämpfen hatten.
Die Figuren sind liebevoll gezeichnet und mit interessanten Biografien versehen. Das Puzzle setzt sich stückchenweise zusammen und manchmal fehlen einem beim Lesen die Worte: Einerseits ist wirkt das Buch wie eine warme Decke, weil man sich selbst leicht an seine eigene Kindheit erinnert wird, andererseits wirkt es erschreckend. Eine Figur fand ich einfach nur abstoßend.
Beim Lesen der Leseprobe war ich erst ziemlich enttäuscht, weil ich anhand der Beschreibung etwas anderes erwartet hatte. Doch am Ende gestaltete es sich sehr interessant. Der Schreibstil ist an sich sehr schön und bildlich geschrieben, das einzige, was manchmal doch etwas störend ist, sind die vielen Zeitsprünge, die manchmal kurzzeitig verwirren. Trotzdem lässt sich der Geschichte wunderbar folgen und meine Erwartungen wurden übertroffen. Eigentlich würde ich 4,5 Sterne geben, weil ich manche Passagen mehr als einmal lesen musste, aber diese Geschichte ist einfach so voller Wärme und Intensität.