Vom Weggehen und Ankommen

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sarah_catherine Avatar

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Lew ist längst erwachsen, als er sich auf den Weg nach Indien macht, um dort in einem Ashram seinen Vater zu finden. Als er zunächst im falschen Ort landet, nimmt sich der kleine Rajesh seiner an und zeigt ihm in der Kürze von nur zwei Tagen, aber mit der Selbstverständlichkeit eines Kindes, wie Familie sein kann. Es ist lange her, dass Lew so ein "richtiges" Familienleben selbst hatte, denn als seine Eltern Republikflucht begangen, war er quasi über Nacht mit seinem Bruder Manuel allein. Sie wurden zu einem Paar gebracht, doch während Manuel sich in die neue Familie fügte, wahrte Lew immer eine Distanz. Nur mit seinem Bruder blieb er immer eng verbunden, bis hin zur gemeinsamen Gärtner-Firma.
Ira arbeitet in Evis Backstube, wo sie mit ihrem unehelichen Sohn John ein Zuhause gefunden hat. Ihr eigentliches Zuhause liegt nur auf der anderen Straßenseite, doch es ist nicht Iras Heim. Es kostet sie einige Überwindung, jeden Abend dort nach ihrem im Sterben liegenden Vater zu sehen. Iras Mutter ist schon seit etlichen Jahren nicht mehr da. Erst als das Ende wirklich kurz bevorsteht, gelingt es Ira und ihrem Vater, ein wenig offener miteinander zu sprechen und Unausgesprochenes aus der Vergangenheit endlich zu bereden.
Jahre früher: Der kleine Fido und sein Großvater verlassen ihr jugoslawisches Dorf, um sich auf den Weg nach Deutschland und zu Fidos Mutter zu machen. In einem Haus in der Nähe einer kleinen Backstube soll sie wohnen, doch sie ist nicht mehr da. So finden Fido und Tadijah bei Evi ein neues Heim. Fido freundet sich mit der kleinen Ira von gegenüber an. Sie spielen, treffen sich heimlich auf dem Spielplatz, Ira deckt ihn, wenn er mal wieder nicht in die Schule will, sie werden zusammen größer und schließlich erwachsen. Doch Fido hält es nicht an diesem Ort. Immer und immer wieder begibt er sich auf Reisen und kommt lange nicht zurück. Ira denkt viel an ihn, nicht zuletzt, weil alles in der Backstube sie an ihn erinnert.

Drei Menschen und Lebensläufe, die trotz aller Unterschiede und vielen Kilometern zwischen ihnen immer miteinander verbunden sind, über alle Wirrungen der Zeit hinweg, besonders die Zeit der Wende in Deutschland. Alle sind sie auf der Suche nach etwas, das sich Heimat nennt. Abwechselnd wird aus der Perspektive von Lew und der von Ira berichtet, und es dauert eine Weile, bis die Fäden zueinander finden. "Länger als sonst ist nicht für immer" erzählt davon, wie Entscheidungen anderer sich auf unser Leben auswirken können, dass man manchmal Dinge los- und hinter sich lassen muss, um wieder den Weg zu Neuem zu finden, und vom Weggehen und Ankommen.