Zu viel Getüdel in Sünnum

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drache64 Avatar

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Das idyllische Titelbild mit dem Kroog unter finsteren Wolken sowie der Titel lassen erahnen, dass dieser Friesenkrimi nicht immer bierernst sein wird. Der Beginn ist zunächst spannend - was kann der Grund für die panische Flucht vor dem unbekannten Verfolger sein und warum will der Gejagte es unbedingt nach Sünnum schaffen? Ich kenne die beiden Vorgängerbände nicht und konnte nicht mit den Charakteren warm werden. Der Autor schwankt in seinem Schreibstil zwischen bemüht klingendem Friesisch und gestochenem Hochdeutsch, was das Lesen ebenso anstrengend macht, wie die ständige Erwähnung des Tüdelbräu. Als ich am Ende des Buches die offizielle Werbung für dieses Bier entdeckte, empfand ich die wenig subtile Schleichwerbung innerhalb der Geschichte als noch nervender. Durch die etwas klamaukigen Verwicklungen der Sünnumer in den Kriminalfall gerät das Verbrechen leider in den Hintergrund und ich habe mich gefragt, ob die friesische Polizei sich über die dusseligen fiktiven Kollegen genau so ärgert wie ich. Bis zur Hälfte des Buches muss man als Leser warten, bis bei den Landpolizisten und den Hobbydetektiven die allzu offensichtliche Bedeutung der letzten Worte des Mordopfers klar wird. Insgesamt hätte man die Geschichte rund um das Ökoprojekt Friesenklima deutlich spannender und themenbezogener behandeln können, so ist es leider nur ein weiterer Krimi mit Lokalkolorit, in dem mal kein Schriftsteller oder Gerichtsmediziener, sondern eine Friesenbrauerin ( wie braut man Friesen? ) ermittelt. Mein Geschmack ist weder die Geschichte noch der Schreibstil, aber der Friesenkrimi wird sicher seine Leser finden.