Überzeugende Lebensstudie

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holzfrieden Avatar

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Ian McEwans Romane „Abbitte“ und „Kindeswohl“ waren großartig. Genau das erwarte ich auch von „Lektionen“. Und ich kann sagen, dass meine Erwartungen nicht enttäuscht wurden. McEwan kann einfach wunderbar erzählen. Die vielen Seiten fliegen nur so dahin.
Der junge Roland Baines lebt in einem Internat und hat oft Sehnsucht nach seiner unerreichbaren Mutter. Statt dessen muss er vorlieb nehmen mit seiner Klavierlehrerin, zu der er ein ambivalentes Verhältnis hat. Er verliert sich in Fantasien, während er seine Klavierstunden absolviert, wohlwissend, dass sie ihn schlägt - ein Lineal kann sehr wirksam sein - wenn er Fehler macht. Er ist ihr quasi ausgeliefert, verzehrt sich nach ihr, die ihn keines wirklichen Blickes würdigt. Sie stellt für sein Leben eine prägende Figur dar. Baines führt ein Leben mit Höhen, aber auch vielen Tiefen. Die Schauplätze sind international.
Das Jahr 1986. Roland Baines stellt sich Fragen zu seinem bisherigen und zukünftigen Leben: von seiner Frau verlassen, der SuperGau in Tschernobyl,… Er sucht sein Glück aber weiterhin.
Für mich besonders interessant sind die autobiographischen Bezüge zu McEwans eigenem Leben.
Das Cover in auf mich schrill wirkenden Farben passt zu dem Verhältnis von Roland und seiner Lehrerin. Auch der Titel des Buches reiht sich hier ein. Ein stimmiges Gesamtpaket.